Sonntag, 5. August 2007

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"Wir sind Christen", sagten die Jungen

Sonniger Touristentraum Ägypten: zum Islam wechseln oder das Examen nicht bestehen

Zwei Schüler wurden vor die heimtückische Wahl gestellt, ihre eingereichte Abschlussprüfung mit der Zwangskonversion zum Islam verbinden zu "dürfen" oder aber das Examen nicht zu bestehen.

Mit dem riskanten "Ich bin ein Christ" jedoch unterschrieben die beiden Jungen ihre Abschlussprüfung, wohl wissend, damit das Nichtbestehen ihrer schulischen Ausbildung zu riskieren. Derzeit versucht eine in den USA ansässige Organisation internationalem Druck aufzubauen, um die ägyptische Regierung dazu zu bewegen, derartige ausweglose Fangfragen christlichen Minderjährigen gegenüber zu verhindern.

Sam Grace, ein Sprecher der ägyptisch-christlichen COPTIC NEWS betont: "Nur durch das hartnäckige und mutige Verweigern des erzwungenen Übertritts zum Islam ist dieser Fall seitens der internationalen Öffentlichkeit überhaupt wahrgenommen worden." Derartige unerzählte Geschichten publik zu machen ist das Anliegen von Grace.

Die beiden Jungen, Mario Medhat Ramses, 11, und Andrew Medhat Ramses, 13, sehen sich nun einer beruflichen wie ökonomischen Zukunft ohne Berufsabschluss ausgeliefert, obschon ihre schulischen Leistungen seitens des Französischen Gymnasiums von Alexandria (French Lycee) als "brilliant" eingestuft wurden.

Grace berichtet, dass Ägyptens Erziehungsministerium sich hinter die Schulentscheidung, die Prüfung mit der Konversionserklärung zu verknüpfen stellt. Der Vater der beiden Kinder, der die Familie vor fünf Jahren verlassen hat, wäre nämlich mittlerweile vom Christentum zum Islam übergetreten, so habe das Ministerium erläuternd ausgeführt.

Die Eltern Medhat Ramses und Camellia Medhat waren zur Zeit der Geburt der Jungen ein christliches Ehepaar. Doch dann trennte sich der Vater von der Mutter und konvertierte zum Islam, um eine Muslima zu heiraten.

Seit knapp vierzehn Jahrhunderten darf zwar ein Muslim eine Christin heiraten, doch ein Christ keine Muslima. Ebenso gilt aber nach islamischem Männerrecht, dass die Kinder des Mannes (mehrere Frauen darf er ja haben) immer Muslime sind.

Das vormoderne islamische Religionsrecht, dass von der Zivilregierung Ägyptens angewendet wird, verlangt, dass jedes Kind eines (!) zum Islam übergetretenen Elternteils dem Konversionswunsch folgen muss, "da der Islam die höherrangige Religion ist", wie Grace die fragwürdige ägyptische Alltagspraxis ungeschönt darstellt.

Auch eine Art, einen Völkermord zu betreiben. Es gab Jahrhunderte, in denen nahezu die gesamte Bevölkerung Ägyptens oder Kleinasiens verschiedenen christlichen Konfessionen angehörte.

Die Kinder hingegen "den verfälschten Religionen des Judentums oder Christentums des anderen Elternteils zu überlassen, das müsse sie für das Feuer der Hölle bestimmen, wie es aus islamischer Sicht nun einmal das Schicksal aller Juden und Christen sei", rundet Grace den Bericht aus Alexandria ab.

Alexandria hatte einmal eine weltberühmte Bibliothek. Heute reicht den angepassten Ägyptern ein Buch aus, um die Welt zu erklären.

Was sich jenseits der Mauern des Touristenhotels abspielt, davon bekommen die europäischen Reisenden offenbar wenig mit.

Nach der bei http://jihadwatch.org/dhimmiwatch/ am heutigen Tage zitierten Meldung. Ins Deutsche von Jacques Auvergne

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Ümmühan Karagözlü

Kopftuch ./. freiheitliche Grundordnung

ük. Seit dem Richterspruch des Bundesverfassungsgerichts ist auch das bevölkerungsreichste Bundesland, Nordrhein-Westfalen, damit beschäftigt, eine Entscheidung zum Kopftuch bei Beschäftigten öffentlicher Institutionen zu fällen.
Als Sozialpädagoginnen[1] (verschiedenster Glaubensrichtungen), die berufsbedingt täglich auf muslimische Kommilitoninnen und Klientinnen treffen, können wir diesem Thema nicht gleichgültig gegenüber stehen.
Bezug nehmen auf unsere langjährigen Erfahrungen in der Kinder-, Jugend- und Schulsozialarbeit sowie in der außerschulischen Bildung möchten wir folgende Gedanken einbringen:
Vor etwa vierzig Jahren kamen die ersten Muslime als Gastarbeiter in die BRD. Die damalige Bundesregierung lud diese Menschen nach Deutschland ein, (zunächst meist türkischstämmig und fast immer männlich,) da es unserem Land an (billigen) Arbeitskräften mangelte.

Weil die Arbeitsmarktsituation noch recht entspannt war und ausländische Arbeitnehmer selbst als Ungelernte hierzulande mehr verdienten als zu hause, holten sie nach einigen Jahren ihre Familienangehörigen nach und bauten gemeinsam mit ihnen hier eine neue Existenz auf. Der Wunsch in die Heimat zurück zu kehren wurde auf unbestimmte Zeit verschoben, zumal das Wirtschaftswachstum weiter anhielt und für die teilweise bereits in der Bundesrepublik geborenen Töchter und Söhne qualifizierte Schulabschlüsse, interessante Ausbildungsmöglichleiten und attraktive berufliche Chancen lockten.

Bis etwa Ende der 90er Jahre war die Zugehörigkeit zum Islam für die in Deutschland arbeitenden, lernenden, studierenden und lebenden Muslime anscheinend so selbstverständlich, dass es ihnen nicht wichtig war, diese etwa durch Einhaltung strenger Bekleidungsvorschriften gegenüber der nichtmuslimischen Mehrheitsgesellschaft zu dokumentieren. Dies galt auch für die Anhängerinnen dieser Weltreligion, die als Studentinnen in die BRD kamen oder als Flüchtlinge und Asylbewerberinnen Zuflucht vor Verfolgung und Tyrannei suchten.

Auch ist uns nicht bekannt, dass zu dieser Zeit die laïzistische Haltung des türkischen Staates kritisiert wurde. Die hier ansässigen muslimischen Menschen lebten wie die südeuropäischen Gastarbeiter so unauffällig, dass zu Zeiten wirtschaftlicher Blüte und Vollbeschäftigung die bundesdeutsche Politik der Lebenslage dieser Mitmenschen keine Aufmerksamkeit widmete. Obschon selbst während der etwa Mitte der 80er Jahre einsetzenden Weltwirtschaftskrise und deren desintegrierenden Folgen längst nicht mehr mit einer Rückkehr dieser Bevölkerungsgruppe in ihre Heimat zu rechnen war, ignorierte die damalige Bundesregierung gleichermaßen den aufkommenden Unmut der Mehrheitsgesellschaft wie die sich verschlechternde Lebenslage der nicht europäischstämmigen (kleinasiatischen) Migrantinnen.

Viel zu spät bemühten sich beispielsweise Migrationsbeauftragte oder Fachausschüsse um eine erfolgreiche Eingliederung dieser Bevölkerungsgruppe. Vor allem die in vielfältigen Bereichen des Alltags, besonders aber bei der Arbeitsplatzsuche exkludierenden Folgen mangelnder Sprachkompetenz (zunehmend auch in der Muttersprache) wurde lange Zeit nicht beachtet. Zwar haben wir mittlerweile Politikerinnen mit Migrationshintergrund sowie Ausländerbeiräte (Integrationsräte). Viele von uns haben türkische Kolleginnen, marokkanische Kommitinoninnen und albanische Nachbarinnen. Doch ist es bisher nur in Ausnahmefällen gelungen, die aus islamisch geprägten Kulturen stammenden Familien wirklich in unsere offene Gesellschaft zu integrieren.

Ein deutlicher Beleg für diese These lässt sich am Beispiel der schlechten sprachlichen und sozialen Integration der zweiten und der dritten Generation türkischer Mitbürgerinnen festmachen, die eher Hauptschulabschluss oder auch gar keinen Schulabschluss erlangen. Diese zahlenmäßig große Gruppe lebt nicht selten in fast ausschließlich türkischen Straßenzügen, versorgt sich mit allen Artikeln des täglichen Lebens in den Geschäften ihrer Landsleute und konsumiert dank Satellitenfernsehen Information wie Unterhaltung in türkischer Sprache. Gerade für Frauen und Kinder bleibt die deutsche Sprache zunehmende ’Terra incognita’.

Auch trägt die erst seit einigen Jahren wahrnehmbare Angst der Musliminnen vor Assimilation gewollt oder ungewollt zu einer Ghettoïsierung bei, da wirklich tragfähige soziale Bindungen nur zu Landsleuten bestehen. Gespräche mit Deutschen werden auf ein Mindestmaß reduziert, offener Gedankenaustausch gar ist sehr selten.

Die halbherzig betriebene Integrationspolitik führte dazu, dass ein besonders hoher prozentualer Anteil der Migrantinnen und Einwohnerinnen mit Migrationshintergrund arbeitslos war und ist. Die beiden zuletzt geborenen Generationen stehen zudem vor dem Dilemma, von uns als Ausländerinnen gesehen und behandelt zu werden, während sie im Herkunftsland als ’Deutschländerinnen’ gelten.

Es sollte uns daher eigentlich nicht überraschen, dass besonders für die dritte Generation einer Migrationswelle angesichts derartig verschlechterter Lebensbedingungen die Frage nach der eigenen Identität immens wichtig wird. Derart durch düstere Zukunftsaussichten und tiefe Identitätskrisen verunsichert ist es nicht verwunderlich, dass es nach der ’islamischen Revolution’, Iran 1979, zu einer (vermeintlich) Gemeinschaft stiftenden Fundamentalisierung und Islamisierung insbesondere der unter 40jährigen Misliminnen überall in den Industriestaaten Europas gekommen ist. So ist zu beobachten, dass die Kopftuch tragenden Frauen, viele von ihnen hier geboren, im Straßenbild immer häufiger werden. Die Tatsache, dass nicht selten junge Musliminnen streng verhüllt mit Tuch und langem Mantel das Haus verlassen, während ihre Mütter in der Kleiderfrage die westliche Variante bevorzugen, ist ein unfreiwilliges Ergebnis derartig verfehlter Integrationspolitik und der gesamtgesellschaftlichen Kultur des Wegschauens.

Besonders betroffen macht uns allerdings die Beobachtung, dass seit etwa 2004 bereits sehr junge Mädchen nur noch mit der streng gebundenen Variante des Kopftuchs, welche Nacken, Hals und Dekolletee bedeckt und nur noch das Gesichtsoval frei lässt, aus dem Haus ihrer Familie heraus gehen. Selbst Zehnjährige mit Hijab, wir meinen damit die Haube, die, aus einem Stück Stoff genäht Haare, Schultern und Oberkörper vollkommen einhüllt, erscheinen im westdeutschen Stadtbild. Dazu tragen sie nicht selten den oben bereits erwähnten, vor wenigen Jahren eigens entworfenen knöchellangen grauen oder schwarzen Mantel.

Dieses streng islamistische Outfit ist, wie wir meinen, für kleine Mädchen, die auch noch spielen und herumtoben sollten, unpraktisch und bewegungsfeindlich. Auch erwachsenen Frauen können mit diesem kaftanähnlichen Gewand ’keine großen Schritte’ machen. Zudem behindern diese Formen des Kopftuchs zweifellos Hör- wie Sehsinn der Trägerinnen und schränken das (Um-)Weltwahrnehmen der Mädchen und Frauen nicht unerheblich ein, besonders wenn auch der Blick züchtig gesenkt werden muss.

Diese Kleidungsgewohnheiten erhöhen nicht nur die Unfallgefahren im Straßenverkehr (eingeschränktes Blickfeld), nein, jeder einigermaßen aufmerksame Mensch wird bestätigen, dass Körpersprache und Auftreten sowie Denk- und Lebensgewohnheiten beeinflusst werden.

Schon diese oben beschriebenen Alltagsszenen deuten an, dass es bei der bevorstehenden Entscheidung des Landtages von Nordrhein-Westfalen um weit mehr geht als um die rechtliche Gewichtung des Staates zur weltanschaulichen Neutralität einerseits und das Diskriminierungsverbot eines nach Meinung der Anhängerinnen religiös zu interpretierenden Symbols einer monotheistischen Weltreligion andererseits. Hier steht wesentlich mehr als die Klärung dieser Streitfrage zur Entscheidung an!

Wie viele Politikerinnen und Bürgerinnen in der BRD sind wir der Meinung, dass Kleidungsstücke wie Hijab und Türban (dazu gehören nach unserer Ansicht auch Kippa, Sikh-Turban oder Frömmler-Strickmütze der Islamisten) keine religiös zu interpretierenden Insignien sind, die unter das Benachteiligungsverbot nach Art. 3 GG fallen. Diese Ansicht lässt sich wie folgt begründen:

Nach wie vor sehen weltweit viele Musliminnen das Tragen des Kopftuchs nicht als religiöse Pflicht an. So schreibt Prof. Bassam Tibi in seinem Buch Der Islam und Deutschland – Muslime in Deutschland, dass er viele afrikanische und südostasiatische Gebiete islamischer Bevölkerung bereist habe, in denen Frauen mehrheitlich nicht Kopftuch tragen. Auch in Europa und in der BRD ist die Gruppe derjenigen Muslimas, die sich nicht mit islamistischen Kleidungsvorschriften identifiziert, deren Mitglieder sich aber gleichwohl als gläubige Musliminnen bezeichnen, recht gross.

Selbst im Koran wird man nach einem ausdrücklichen ’Kopftuchgebot’ vergeblich suchen, eher findet man dort Textstellen, die besagen, dass die Frauen keine auffällige Kleidung tragen sollten. Wie aber kann es dann sein, dass gerade unter den jungen Muslimas der Anteil derjenigen, die zwar ihr Haar unter einem fundamentalistisch streng gebundenen Kopftuch verbergen, ansonsten aber bewusst erotische und den Körper in Szene setzende, hautenge Kleidung bevorzugen, so sehr groß ist (klappernde Stöckelschuhe, Top mit transparenter Spitza an Taille und Oberarm, Rock mit langen Seitenschlitzen)? Religiöse Motive scheinen diese Anhängerinnen des ’wahren Glaubens’ wohl nicht gerade umzutreiben.

Unter Berücksichtigung solcher Beobachtungen und angesichts der Tatsache, dass sich selbst aus dem ’Heiligen Buch der Muslime’ eine religiös begründete Verpflichtung jeder muslimischen Frau zum Tragen des Kopftuches nicht ableiten lässt, kann dieses ’Stück Stoff’ nicht als ein ’eindeutig religiöses Symbol’ interpretiert werden.

Im Konsens mit vielen Bürgerinnen und Politikerinnen in NRW und auch mit Blick auf die Bundesländer, in denen schon eine Entscheidung zum Kopftuch getroffen wurde, sind wir vielmehr der Ansicht, dass mit dem ’Kleidungskodex der islamischen Renaissance’ auch Haltungen einhergehen, die nicht schützenswert im Sinne der freiheitlich demokratischen Grundordnung sind.

Daher fordern wir die Landesregierung auf, sich bei ihrer Meinungsbildung keineswegs darauf zu beschränken, dass allein die Möglichkeit, dass ein Tragen des Kopftuches religiös begründet sein könnte ausreicht, um eine verfassungsrechtlich nicht tragbare Diskriminierung von kopftuchtragenden Lehrerinnen in staatlichen Schulen abzuleiten.

Wir halten es für unverzichtbar, angesichts der Grundrechte der Kopftuchgegnerinnen wie auch der in dieser Frage unentschiedenen abzuklären, für welche Strömungen (Polit‑Islam Shari`a; Traum vom Kalifat), Lebenspraxis (Gewalt in der Erziehung, Zwangsverheiratung) und Geisteshaltungen (Verachtung von Andersgläubigen, Verbot der Apostasie bei Todesdrohung) das Symbol Kopftuch (das Prinzip Kopftuch) eben auch gesehen werden kann.

Sieht man sich im Straßenbild um, informiert sich oder spricht mit Vertreterinnen der beiden Meinungsfraktionen, spricht vieles dafür, dass ’dieses Stückchen Stoff’ für verschiedene Haltungen und Ansichten in Anspruch genommen werden kann, doch sicherlich nicht für die Gleichberechtigung und rechtliche Gleichstellung der Frau. Die demonstrative Unterwerfung unter eine Kleidungsvorschrift, die den äußerlich von Weitem erkennbaren Unterschied zwischen den Geschlechtern zementiert, als Ausdruck von Selbstbewusstsein und Gleichberechtigung zu werten hält nicht nur Frau Dr. Lale Akgün, MdB und langjährige Islam‑Beauftragte der SPD‑Bundestagsfraktion für grotesk.

Wer die Weiterentwicklung der Gleichberechtigung und Gleichstellung als wesentliches Ziel der Mitgliedsstaaten des Europarates anerkennt, kann eine solche Verunglimpfung und Verachtung der Frauen Iran, Afghanistan, Saudi‑Arabien und Algerien, die das Kopftuch eben nicht freiwillig gewählt haben, nur als zynisch ansehen. Frauen, die behaupten, ohne Kopftuch würden sie sich nackt fühlen, geht es nicht alleine um Schutz. Nein, unausgesprochen unterteilen sie gleichzeitig ihre Geschlechtsgenossinnen in die Gruppe der Ehrenhaften und die der Unreinen, egal ob die Betroffenen Muslimas sind oder gar ’Ungläubige’.

Das Kopftuch, einschließlich der damit einhergehenden ’Software’, ist somit Symbol für die Spaltung der halben Menschheit in Sittsame, Tugendhafte sowie in verachtenswerte Sünderinnen. Die zunehmende Gewohnheit dieser Musliminnen, Männern prinzipiell nicht mehr die Hand zu geben (prominente Vertreterin: Fereshta Ludin), zielt in die gleiche Richtung: sie manifestiert für alle Umstehenden sichtbar die minderwertigere Stellung der Frau, die grundsätzlich als unrein gilt. Dieses (deutsche, europäische) Begrüßungs- und Verabschiedungsritual ist streng gläubigen Muslimas außerdem untersagt, weil selbst dieser harmlose Hautkontakt sexualisiert wird und Mädchen und Frauen unterstellt, wie eine Hure Männer zu verführen. Eine unserer Meinung nach kompromittierende Unterstellung.

Das Verhüllen der Haare kann also auch als Symbol für die Diskriminierung aller Menschen (auch der muslimischen Männer) gesehen werden, die nicht bereit sind, sich dieser Frauen verachtenden Bekleidungsethik zu unterwerfen. Während eine große Gruppe von ’Ungläubigen’ Religionsfreiheit und das Recht zur freien Meinungsäußerung, d.h. auch Kritik an den religiösen Weltanschauungen, als demokratische Tugend erachtet (bekannte Persönlichkeiten wie z.B. Prof. Bassam Tibi, der Dalai Lama, Hans Jonas und Willigis Jäger gehören dazu), droht Schriftstellerinnen und künstlerischen Freigeistern wie Sir Salman Rushdie die Todes‑Fatwa. Für eine solche Geisteshaltung, für die das Kopftuch eben auch stehen kann, religiöse Toleranz einzufordern, halten wir für eine dreiste Provokation. Wir alle wissen um die lebenslang prägende Beispielfunktion jeder Kindergärtnerin und Lehrerin, vor allem in Grundschulklassen. Daher müssen wir damit rechnen, dass nicht nur auf muslimische Kinder und Schülerinnen einer neben den Eltern und später der Peergroup so wichtigen Identifikationsfigur vorbehaltlos nacheifern. ’Textilen Ausweis der Reinheit und Rechtgläubigkeit’ (dazu gehören auch das islamische maskuline Gebetskäppchen und die jüdische Kippa) tragende Islamistinnen hätten dann in staatlichen Institutionen wesentlichen Anteil an der Interpretationshoheit ’wahrer Religion’. Sie würden jungen Muslimas verdeutlichen, wie sich ehrbare Mädchen und Frauen nicht nur ihren Glaubensbrüdern und –schwestern, sondern auch der Mehrheitsgesellschaft gegenüber zu kleiden und zu verhalten hätten. Damit würden wir ausgerechnet Fundamentalistinnen einen so wesentlichen Bereich wie die Deutung des (Um‑)Welt- und Menschenbildes in demokratischen Erziehungs- und Bildungsräumen überlassen.

Die gesunde, selbst bestimmte Entwicklung von Töchtern und Söhnen zu gesellschaftskritischen und demokratischen Persönlichkeiten, die ein auf dem Grundgesetz (Artikel 3 Absatz §) fußendes Frauenbild bejahen, sollte uns sehr am Herzen liegen. Nicht nur wir Pädagoginnen sollten uns verpflichtet wissen, jeder diesem Erziehungs- und Bildungsauftrag zu wider laufenden Entwicklung entschieden entgegenzutreten.

Auch die seit wenigen Jahren von Islamisten propagierte Abmeldung vom Sport- und Schwimmunterricht sowie das Verbot an Klassenfahrten teilzunehmen, verhindert ein wesentliches Erziehungsziel: die gelingende Integration in die Klassengemeinschaft. Der Gewissenskonflikt, dem junge Musliminnen, die ihre nicht verhüllten Mütter und Schwestern verachten müssten, ausgesetzt sind, dürfte niemanden kalt lassen, schon gar nicht Abgeordnete einer demokratischen Landesregierung. Solch vorgeblich religiöse Kleidungs- und damit einhergehende Verhaltensvorschriften und Einstellungen sorgen für die Instrumentalisierung unserer Schulhöfe, Lehrerzimmer und Klassenräume durch die hart agitierende Minderheit der Fundamentalistinnen und verstoßen gegen Art. 3 Abs. 3 GG.

Beides kann nicht im Interesse der Landespolitik sein und sollte durch ein entsprechendes Gesetz verhindert werden. Das Verbot von Kopftüchern und anderen aufdringlichen Symbolen sollte sich jedoch keinesfalls auf staatliche Erziehungs- und Bildungseinrichtungen beschränken, sondern auch im Gerichtssaal Anwendung finden. Dies halten wir z.B. für eine verfassungskonforme Verteidigung und Urteilsfindung für unumgänglich. Wir hätten Zweifel, dass ein Gebetskappe oder Turban tragender Anwalt beziehungsweise eine streng verhüllte Richterin aufgrund ihrer schon äußerlich sichtbaren fundamentalistisch‑religiösen Wertehierarchie einem Vergewaltigungsopfer oder einem homosexuellen Verdächtigen mit der gebotenen Objektivität begegnen kann.


Ümmühan Karagözlü

[1] Diese Abhandlung wird von einer Autorin verfasst. Sie beschreibt und reflektiert insbesondere Lebenslage und Perspektiven von Migrantinnen in der BRD. Daher verwendet die Autorin generell die weibliche Sprachform (geschrieben: Sozialpädagoginnen, Bürgerinnen etc.), Männer sind ganz selbstverständlich mit gemeint.


Der Leserbrief einer Lehrerin

«Ich bin Lehrerin an einer Hauptschule in einer rheinischen Stadt. Zur Verdeutlichung der Situation an einer deutschen Hauptschule lege ich Ihnen die Namensliste der Schüler meiner 9. Klasse bei. Alle Schüler, die ich mit dem Halbmond bezeichnet habe, gehören dem islamischen Glauben an, das sind von 27 Schülern und Schülerinnen genau zwanzig. Diese Überzahl muslimischer Schüler bedeutet für uns Lehrer, dass wir vielfache Rücksicht zu nehmen haben:

Im Haushaltslehre-Unterricht müssen wir die islamischen Speisevorschriften beachten, ebenso bei Klassenfahrten und bei Schulfeiern. Wir haben mit dem Ramadan, den Sitten und Besonderheiten der Muslime respektvoll umzugehen. Das geht inzwischen so weit, dass unser eigenes Brauchtum zurückgestellt wird. Karneval z.B., hier am Rhein lang gepflegte Tradition, musste in der Schule mit Rücksicht auf die muslimischen Kinder ausfallen.

Auch der niedrige Leistungsstand bestimmt unseren Unterricht. Wenn Sie nun glauben, unser Entgegenkommen und unser demokratischer, freundlicher Erziehungsstil würden von den muslimischen Eltern und Schülern entsprechend gewürdigt, so täuschen Sie sich. Das Gegenteil ist der Fall: wir Lehrer müssen uns als „Scheißchristen“, „Christenhuren" und dergleichen bezeichnen lassen. Zur „Beruhigung" stellt man uns dann in Aussicht, der Islam würde ohnehin in Kürze das Abendland erobern, und dann würde alles anders.

Bei solchen Erfahrungen wird erschreckend deutlich, dass alle Freundlichkeit und Anpassungsversprechungen der Muslime nur eine Maske sind. Sie wollen gerade keine Integration, sondern Eroberung. Wir haben uns anzupassen. Geschürt und gefördert werden die Angriffe muslimischer Schüler in den Koranschulen. Dort wird ihnen der Hass auf die Christen und auf alle Nicht-Muslime im wahrsten Sinne des Wortes eingeprügelt. Die dort gelehrten Koran-Dogmen werden niemals angezweifelt oder hinterfragt.

Bei meinen Versuchen, mit der Zeitleiste zu beweisen, dass die jüdische und christliche Religion und Ethik schon lange vor Mohammed existierten, wird mir geantwortet: alle Propheten seien Muslime gewesen und die Bibel sei eine Fälschung. Diese Leute sind einfach nicht zu überzeugen, weil sie fanatisch an ihrem Koran hängen.

Was ich immer wieder erfahren muss, ist, dass die tolerante und humane Einstellung der Deutschen als Schwäche, Dummheit und Dekadenz gedeutet werden und als sichere Zeichen dafür, dass „Allah die Ungläubigen in unsere Hände geben wird", wie es mir so wörtlich ein Schüler sagte. Ich habe diese Erfahrungen, Erkenntnisse und Befürchtungen Vorgesetzten und höheren Stellen vorgetragen. Die Antwort, das sei „Hysterie" und „Kreuzritter-Mentalität" ist noch harmlos. Ich musste mir noch Schlimmeres anhören.

Kollegen, die ähnliche Erfahrungen mit muslimischen Schülern machen, wollen die Gefahr nicht sehen. „Sie steigern sich da in irgendetwas hinein“; wird mir gesagt. Bestenfalls höre ich resignierende Seufzer oder ein Gemurmel von Religionsfreiheit, Rechtsstaat und Demokratie.»

Brief einer Lehrerin an ’Christliche Mitte’ Quelle: minority-report, 29


Antwort auf den
'Brief einer Lehrerin'
Céleste de la Rivière

Für Beschäftigte gesellschaftlich relevanter Arbeitsfelder mit hohem Konfliktpotential (dazu zähle ich vor allem soziale, pädagogische und pflegerische Berufe), sollte es die Möglichkeit geben, kostenlos kompetente, unabhängige Supervision in Anspruch zu nehmen. Ebenfalls sollten Weiterbildungs- und Fortbildungsseminare zu aktuellen Herausforderungen und neuen Entwicklungen im Berufsfeld stattfinden. Soviel sollte uns die Qualität unserer Arbeit schon wert sein.

Sicherlich ist diese Meinung den Berufsverbänden und Gewerkschaften bekannt und wird auch von ihnen unterstützt, offensichtlich hapert es aber an der Umsetzung. Ein größeres berufspolitisches Engagement wäre da wahrscheinlich hilfreich.

Ein von gegenseitiger Wertschätzung geprägter Diskussionsstil, eine durch Authentizität und Offenheit gekennzeichnete Gesprächskultur und regelmäßige Teamgespräche sind eine unerlässliche Voraussetzung um gute Qualitätsstandards zu halten und weiter zu entwickeln. Individualisierung bedeutet in diesem Falle Entsolidarisierung und Isolierung, ist daher kontraproduktiv. So sollte 'Freiheit der Lehre' nicht interpretiert werden.

Ein Team ist immer so stark, wie sein schwächstes Glied. Kollegial an einer Lösung zu arbeiten, sich gegenseitig zu stärken potenziert Handlungsoptionen und erleichtert den Arbeitsalltag für alle. Wie überall gilt auch hier: Gewalt, egal in welcher Ausprägung (verbal, psychisch, körperlich) ist niemals privat, sie geht uns alle an.

Erst als die in einem sozialen Beruf arbeitende Ehefrau eines Professors an einer Hochschule für Sozialpädagogik tätlich angegriffen worden war, wurde wenigstens an diesem Ausbildungsort das Thema Klientengewalt in das Seminarprogramm aufgenommen und diskutiert. Die Unkultur des Schweigens, Verharmlosens, der Resignation und der Isolation der Überbringer der schlechten Nachricht belastet den Arbeitsalltag, verschlechtert die Arbeitsqualität, macht krank und verhindert Veränderung. Die Folgekosten dürften immens sein.

Die Würde aller Menschen ist unantastbar, sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlicher Gewalt. Das deutsche Volk bekennt sich daher zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten, als Grundlage jeder Menschlichen Gemeinschaft des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.

Niemand muss sich beleidigen und beschimpfen zu lassen. Religionsfreiheit und Toleranz haben schützenswerte Grenzen, die mit rechtsstaatlichen Mitteln verteidigt werden dürfen und müssen. Die Demokratie ist meiner Meinung nach wehrhaft genug, um erfolgreich Angriffe ab zu wehren, wir müssen diese Handlungsoptionen nur konsequent anwenden wollen. Hier zweierlei Maß anzulegen verschlechtert die Lebensqualität, schränkt Handlungsfreiheiten gerade für Frauen extrem ein und ist rassistisch !!!! Grundrechte gelten nicht nur für muslimische Männer!

Gut gemeint ist eben nicht immer gut. Es ist eine begründete demokratische Praxis, auch Minderheiten Handlungsraum zu geben, solange sie Grundrechte anderer nicht einschränken. So kann ich beispielsweise nicht nachvollziehen, weshalb man auf die traditionelle Karnevalsfeier an der Schule verzichtet, aber Halal kocht. Wir zwingen doch niemanden sich an dieser rheinischen Brauchtumspflege zu beteiligen, auch Deutsche nicht und Schweinefleisch auf der Menükarte vergrößert die Wahlfreiheit für MuslimInnen, die sich nicht streng an Speisevorschriften halten (auch die gibt es).

Wenn Koranschulen Kinder und Jugendliche aufwiegeln gemeinsam mit ihren Eltern die Scharia und das Kalifat in Deutschland durchzusetzen, hat der Staat das Recht und die Pflicht, diese Schulen zu schließen und Hassprediger in Moscheen an ihrer Hetze zu hindern, nur muss er erst einmal von Verstößen gegen die Verfassung erfahren. Zivilcourage trägt wesentlich dazu bei, die Scharia zu verhindern, das Kalifat (schul)hoffähig zu machen. Wer sich wehrt lebt eben nicht verkehrt.

Die freiheitlich demokratische Grundordnung endet nicht vor der Haustüre der Wohnung oder der Türe der Koranschule / Moschee. Körperliche Züchtigung ist ist auch für Kinder demütigend, ehrverletzend und überall zu ächten.

Privatsphäre ist schützenswert, jede Form von Gewalt jedoch nicht.

Céleste de la Rivière


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Die zehn Themenkreise sozialpädagogischer Islamkritik

von Jacques Auvergne


Zehnter Themenkreis
Kulturelle Moderne


Der Islam ist in der kulturellen Moderne noch nicht angekommen, einzelne Muslime sind es durchaus.

Auf eine solche Behauptung erfolgt seitens der im niederländischen so genannten 'AutoChthonen', der alteingesessenen Europäer also, gewöhnlich so Einiges an Geschnatter und Geschrei, vor allem soweit sie den Gutmenschenmilieus der ehemaligen Achtundsechziger zuzurechnen sind: "Ihr macht den AlloChthonen (niederländisch für Eingewanderte, Migranten, gemeint sind eigentlich aber meist lediglich bzw. genau die muslimischen unter ihnen) das Leben schwer!" Andere Stimmen, bezeichnenderweise nicht selten von selbst bestimmten (nun, muslimischen) Migrantinnen und Migranten selbst, fordern beispielsweise provokant, patzig und stolz: "Muslimas, kommt endlich in der Moderne an, legt euer Kopftuch ab!", wie Frau Ekin Deligöz es sinngemäß forderte.

Islamisten und ihre Mitstreiter wollen etwas. Altachtundsechziger und deren Zöglinge wollen nichts. Islamisten beuten die verlogene oder einfach nur dumme Gutmütigkeit der Post-Achtundsechziger, wie sie gehäuft etwa im evangelisch-grünen bzw. (damit oft) im pädagogisch-sozialpädagogischen Umfeld zu finden ist verhältnismäßig gnadenlos aus.

Alte Europäer, Autochthone, und muslimische Migranten, Allochthone, sie sind die zwei Hauptakteure in dem, was sich als Integrationsaufgabe für die zivilisatorische Zukunft Westeuropas stellt. Russlanddeutsche und Roma folgen dieser riskanten Problematik der Integration, Kriminalität und Drogen sind die Schattenzonen des gesamten Szenarios unserer Städte, Massenarbeitslosigkeit, Pornographisierung und Ellbogengesellschaft malen den grellfinstren Hintergrund. Soweit die Szenerie. Die alles ist, nur nicht langweilig.

Die Gesellschaft zerklüftet sich, Lebensläufe und Lebenswelten werden voneinander abgekoppelt. Die Schere zwischen arm und reich öffnet sich gewaltig: ganz Stadtviertel beginnen sich abzuzeichnen, in denen mangels regulärer Arbeit noch nicht einmal das proletarische Bewusstsein von 1910 oder 1920 möglich sein wird. Der Islam als Religion des unterentwickelten Teils der Erde wird zur Religion der unterentwickelten Statdtviertel unserer europäischen Städte. Die letzten wohlhabenden allochthonen Milieus igeln sich ein und interessieren sich für alles mögliche, nicht aber für Islamkritik. Tanz auf dem Vulkan.

Autochthone und Allochthone, in beiden Akteurgemeinschaften gibt es Untergruppen, die jede Integration zu behindern bestrebt sind, wenn auch mit zum Teil ganz unterschiedlichen Zielen.

Unter den Deutschen werden es die Rechtsradikalen sein, die ein Interesse daran haben, die Kluft zwischen Einheimischen und Zugewanderten zu vertiefen bzw. tief zu halten, unter den Migranten sind es auch die Anhänger des Traumes vom 'Idealstaat Chilafa', vom Kalifat.

Kalifatsbegeisterte, die nicht selten die Regierung des jeweiligen Herkunftslandes im Sinne der dort kämpfenden oder gar terrorisierenden islamistischen Oppositionen in Frage stellen. Diesen Kampf bringt jede Migration notgedrungen nach Europa mit. Führende geistige Brandstifter der islamistischen Terrorszene fanden zudem in Europa Unterschlupf, oft als politisch Verfolgte.

Professor Bassam Tibi erkennt, wie verhängnisvoll sich Kreise der gesinnungsethischen linken Gutmenschen selbst verordneter Fremdenfreundlichkeit, mit den radikalen Islamisten gemeinsam kooperierend (so genannter 'christlich-islamischer Dialog') gegen das wichtige Ziel der gemeinsamen friedlichen Bürgergesellschaft, der offenen Gesellschaft stellen.

Nichts anderes aber kann Integration bedeuten als eben jene Gesellschaft freizukämpfen, hin zu Qualitätskriterien wie Glaubensfreiheit (Religionswechsel) und Pressefreiheit (Mohammed-Karikaturen). Die offene Gesellschaft wird einem wohl nie geschenkt, betrachtet man die Geschichte seit Kepler, Galiliei, Heine und Brecht. Dass dieses ausgerechnet die heute bemerkenswert bewusstseinsentleerte (ehemalige?) europäische Linke vergessen hat, das wäre einmal eine ausführliche Untersuchung wert.

Vielleicht hat der 'kollektive Vatermord', den Margarete Mitscherlich den (jungen Männern) der Achtundsechziger attestiert und der auch deren geistig-seelischen Nachfolger prägt, vielleicht hatte diese selbstzerstörerische Kritik jeden Zugang zu einer künftigen, etwa heutigen, Selbstkritik verbaut.

Insofern muslimisch kompatibel, denn auch islamisch geprägte Menschen, gerade die männlichen, haben sie, diese bemerkenswerte Fähigkeit, auf jemanden zu zeigen und ihn öffentlichkeitswirksam (bei gespielter oder geglaubter Schuldlosigkeit) zu beschuldigen. In etwa so, wie es dem Verhalten von kleinen Kindern ganz altersgemäß entspricht, die womöglich im Sandkasten beide wechselseitig mit dem Finger aufeinander zeigen mit dem todernst gefühlten weinerlich-zornigen "der da hat angefangen". Diese Fähigkeit, "beleidigt!" zu sein, etwa zu Karikaturen oder Büchern oder Speisekarten oder, oder, oder.

Beleidigtsein ist eine Nachhaltigkeitsstrategie - vielleicht ist Demokratie nachhaltiger.

Den 'Fremden' zu exotisieren und zu romantisieren (Rousseaus 'Edler Wilder', zugleich sozusagen 'paradiesisch-kommunistisch' und 'biologi(sti)sch-naturverbunden'), das vermögen wir Europäer. Dem 'Fremden' gar Sonderrechte einzuräumen, welche 'die' Muslime dann endgültig als 'Kaste' um- und ausgrenzen würden, dafür sind wir 'genügend tolerant'. Doch für die resultierenden Dynamiken haben die identitätsbezogen etwas hohlen Europäer mehrheitlich bislang nur wenig Verständnis.

Integrationsdynamik erkennen, Bequemlichkeit verurteilen, darum muss es in Bildungs- und Sozialarbeit gehen. Sind die ''Linken' und ihre geistigen Kinder, die allesamt in den heutigen Schlüsselstellen von Verwaltung, Schul- und Jugendamt, Bildung oder Sozialarbeit thronen, dazu einfach nur zu bequem?

Es besteht ferner die Gefahr, dass gerade angesichts des seit etwa dem Jahr 2000 verstärkt anzutreffenden esoterisch-antiaufklärerischen Hinwendens großer Bevölkerungsteile zum halbwissenschaftlichen Gedankengut etlicher Biologismen das antidemokratische Potential der gewaltigen islamischen Theokratie von weit über einer Milliarde Menschen sozusagen unsichtbar wird.

Zu diesen Biologismen sind etwa Hirnforschungsbiologismus, Gender-Biologismus ("Männer sind anders") und 'Intelligent Design' als die kreationistische, bestens schariakompatible Pseudowissenschaft zu rechnen.

Es besteht die Gefahr, dass seitens der (Nordamerikaner und) Europäer aufregend kühne Figuren wie 'der Mujaheddin' oder 'der eifernde Prediger' oder auch 'der orientalische Macho' als so etwas wie vitale Naturburschen eingeschätzt werden. Sex-Appeal hat al-Qaida ohnehin: 'das sind doch mal ganze Kerle.'

Der Orient, der Islam ist wieder geheimnisvoll, wie schon zu Zeiten des Baues der Bagdadbahn. Nach den alltäglichen Menschenrechtsverletzungen, die in islamisch geprägten Gesellschaften regelmäßig im Namen der Religion praktiziert werden, fragen diese Europäer nicht so gern.

Der derzeitige Islam behindert den Einzelnen, von seinen Talenten Gebrauch zu machen. Genau dieses aber muss Demokratie fördern wie fordern, etwa mit Schulpflicht oder Verhinderung von Zwangsehen. Leider ist die (noch) 'offene Gesellschaft' nicht ohne großes inneres Knirschen in der Lage, Ähnlichkeiten zwischen Faschismus und Islamismus auszumachen, den Islam als grundsätzlich totalitaristisch und antidemokratisch zu beurteilen.

Ein wie auch immer geartetes Bewusstsein dafür, dass es in der kulturellen Moderne auf die Trennung von Staat und Religion, beispielsweise auf die Entkoppeltheit von Arbeitsrecht und (Nicht-)Religion oder von Meinungsfreiheit und Religion(-en) ankommt, ein solches Bewusstsein ist im weltweiten Islam derzeit nicht vorzufinden und wird sich seitens der weltweiten islamischen Geistlichkeit vermutlich auch auf wenige Generationen hin noch nicht entwickeln.

Persönliche Islamisierung heißt für den Einzelnen nahezu immer auch antidemokratische Konditionierung, zumal und solange die absolute Würde des Menschen in Scharia und Sunna ebenso wenig anerkannt ist wie die rechtliche absolute Gleichheit von Frau und Mann.

Beflissen fromm melden muslimische Eltern in Europa ihre Kinder vom Kunstunterricht ab, boykottieren muslimisch dominierte Schulklassen im Biologieunterricht Evolution oder Landwirtschaft (die Sache mit dem Schwein), dürfen Töchter nicht an Klassenfahrten teilnehmen und werden jährlich seit etwa 1990 viele 15- oder 16-jährige Mädchen im Sommerurlaub in der Türkei verheiratet, zumindest in meiner Stadt und in jeder Stadt meiner islamkritischen Freunde. Doch unsere Politiker, namentlich die von SPD und GRÜNEN, wagen das nicht anzusprechen.

Der Islam ist in der kulturellen Moderne noch nicht angekommen, einzelne Muslime sind es durchaus.

-Jacques Auvergne-




Neunter Themenkreis
Mysogyne Populärkultur. Mit glamour, Spaß und sex-appeal
in die technisch und medial perfekte ... Halbtheokratie

Kann die populärkulturell inszenierte symbolische Frauennacktheit 'halbierter Moderne' die Kehrseite von Kopftuch und Scharia sein?

Auf Plakaten für deutsche Studentenpartys oder türkische Diskos gleichermaßen gleichermaßen sind zumeist und phantasiereich obszöne Ikonen kriechender wollüstiger Sexsklavinnen abgebildet. Weitgehend nackte virtuelle Tänzerinnen also versprechen den anonymen und fraglos sehr männlichen Männern so etwas wie eine zu erwartende angenehme nächtliche Unterhaltung. Derartige Konzession an jeden nur möglichen Voyeurismus wie Exhibitionismus könnte man ja für einen willkommenen Schutz gegen Halbtheokratie oder auch pure Scharia halten. Auf den ersten Blick.

In Wirklichkeit ist die Huren-Sklavin eher geeignet, die 'fitna', die 'Verwirrung der männerbündlerischen Sinne' zu versinnbildlichen, die von der Frau prinzipiell gegen die hehre Männerwelt ausgehe (und trägt Schwesterchen Hijab). Wo doch der edle Islam die Frau so sehr würdige, mögen mir nun so genannte Islamforscherinnen mit rotem oder grünem Parteibuch entgegnen?

Hören wir doch einmal den selbst ernannten frommen Muslim, den Terrorflieger Mohammed Atta: "Und bei meiner Beerdingung sollen keine unreinen Wesen anwesend sein, also keine Tiere und Frauen, und an meinem Grab seien keine unreisten aller Wesen, schwangere Frauen."

Übrigens werden Männer nicht nackig dargestellt, weder in Fotos bzw. Filmen zum sexualisierten Laufsteg-Geschehen in Paris, Rom, Madrid, Cannes oder Mailand noch auf den Plakaten und Flyern der o.a. Partys für männliche türkische, russlanddeutsche oder deutsche Nachwuchspatriarchen.

Alice Schwarzer beschrieb die Problematik der Schülerinnenkleidung und erkannte 'bauchfrei' und 'Kopftuch' als zwei Seiten der selben Medaille. Es sollte uns zu denken geben, so Schwarzer sinngemäß, wenn wir nicht mehr unterscheiden können ob eine Vierzehnjährige am Straßenrand auf ihren Freund warte oder auf ihren Freier.

Magersucht, so ließe sich hinzufügen, scheint geradezu symptomatisch für das nackt gemachte Objekt Frau, dass sich sprichwörtlich 'dünn macht'. Ihr Begleiter kann dann ruhig recht massiv-dicklich sein. 'Er' bleibt zudem bemerkenswert verhüllt, der auch finanziell potente Gorilla. Nacktes armes Barbie-Girlie.

Der unbekleidete Leib der Frau ist seit Jahrhunderten mit geilem Ekel beschworen worden. Das planmäßig unlösbare Dilemma, Heilige nicht sein zu können und Hure nicht sein zu dürfen, einerlei ob in christlicher, muslimischer oder hinduistischer Kultur. Nun machen sich in Deutschlands 'Postmoderne' (soll wohl heißen: Geschichtslosigkeit) machtgeile Männer die Weibchen zur Beute, autochthon-allochthon vereint. Das derlei eigentlich auch männerfeindlich ist, das ist ein Großteil der Männer zu erkennen nicht in der Lage.

Andererseits ist es bezeichnend, dass wohl noch kaum jemals ein katholischer oder evangelischer Geistlicher die männlichen Gottesdienstbesucher ernsthaft ermahnt hat, keine Bordelle zu besuchen. Etwa einem Drittel der deutschen Männer ist käufliche Sexualität' persönlicher Lebensstil. Wir können die 'neue Mysogynie' unserer Städte also nicht nur den alten 68ern vorwerfen.

Mädchen und Frauen im Alltag von Schule, Beruf wie Freizeit untereinander stehen, wie es scheint, zunehmend in Disko-Konkurrenz. Sie sind (und darum geht es ja) einander entsolidarisiert. Prinzip 'Frau gegen Frau', planmäßig voneinander isoliert misstrauen sie einander. Der Macho gibt dem lebenssinnleeren Weibchen die notwendige Daseinsorientierung wieder. Die Kerle teilen sich die Beute auf.

Exkurs Daseinsberechtigung. NRW 2000. Eine mir persönlich bekannte Rheinländerin etwa glaubte in einem jungen Marokkaner jene Sinnquelle gefunden zu haben. Rasch heiratete man. Sehr bald aber wurde von ihr verlangt, ein so genanntes Kopftuch zu tragen. Sie lachte, noch. Doch nun brachte der Schwiegervater ein Kopftuch von seiner Pilgerfahrt nach Mekka mit und schenkte es seiner deutschstämmigen Schwiegertochter und man verlangte wiederum, dass sie es fortan und ständig trüge. Sie lehnte ab und durfte daraufhin das Haus nicht mehr verlassen. Briefe schreiben oder gar Telefonieren wurde ihr untersagt, einen überwachten Besuch pro Quartal gab es wohl, bei dem sie nach eigenen Angaben unter Höchstdosen von Tabletten stand. In der Hauptsache bestimmten Prügel, zwangsweise verabreichte Schlaftabletten vom Schwarzmarkt und die sich hieraus herausbildende Medikamentensucht ihr Dasein. Nach einem guten Jahr gelang es meiner Bekannten, ein Telefongespräch nach 'draußen' zu führen und Angehörige der 'ehemaligen Familie', der 'ungläubigen' deutschen Familie anzurufen. Mit dieser Unterstützung gelang ihr die Flucht. Später dann lauerten ihr noch mehrfach bis zu bis zu zwei Dutzend männliche Marokkaner am Arbeitsplatz auf, was das ganze Stadtviertel 'mit bekam'. Mittlerweile hat sie sich getrennt und ist aus Angst mehrfach innerhalb der eigenen Stadt umgezogen. Die Deutsche hat ihre Heimatstadt nicht verlassen müssen, um eine fremde Kultur zu erleben. In der Stadt leben knapp 200 Verwandte des marokkanischen Clans. Ein erneutes umziehen indes lohne sich nicht: "Die würden mich überall finden", so schätzt sie die Sache ein. Sie liebt 'ihn' immer noch: "Er wurde doch von seiner Familie dazu gezwungen." Ein Stockholm-Syndrom ist zu vermuten.

Im Patriarchat war und ist Frau Ware, für Dieter Bohlen wie für den neo-osmanischen Pascha aus dem Kölner Plattenbau. Die Alltagsgewalt nimmt zu - alte Achtundsechziger träumen multikulturell, wohnen aber auch längst nicht in besagten belasteten Straßenzügen.

Vielmehr verantworten seit einem Vierteljahrhundert so genannte Jugendarbeiter den freien Übergang aus der einstigen bildungsorientierten städtischen oder kirchlichen Jugendarbeit hin zum Partyspaß barbarischer Pornographisierung, verwandelten sich Deutschlands Jugendzentren im Verlaufe der Achtziger in eine öbszön sexualisierte Mischung aus Laufsteg, Drogenmeile und Kinderstrichästhetik. Auch das gehört zu den eher etwas unbeabsichtigten Nachwirkungen des Generalangriffs der Achtundsechziger gegen alle Struktur.

Staatsbürgerliche Bildung, Naturkunde, Sprachbildung, das gab es in der einstigen, kleingruppenorientierten Jugendverbandsarbeit, doch das findet in der 'offenen Jugendarbeit' seit einem Vierteljahrhundert nun wirklich nicht statt. Statt dessen lautet die 'pädagogische' Botschaft für Angehörige beiderlei Geschlechts: Frau wird Ware und Mädchen ist ohne Kerl nichts wert.

Freilich ist es den Frauen und Mädchen Europas durchaus vorzuwerfen, die aktuell 'angesagte' Nutten-Mode persönlich dann auch wirklich mit zu machen.

Tragischerweise wird man den 'westlichen' hedonistischen Kleidungs- und Lebensstil auch und gerade als Islamkritiker mit verteidigen müssen. Seine Folgeprobleme sollte man sich allerdings bewusst zu machen versuchen. 'Love parade' ist nicht per se und für alle Zeit ein sicherer Schutz gegen Polit-Islam und Scharia. Ich stimme dem Hochschullehrer Robert Redeker (auch hiebei) von Herzen zu, der sagt, dass die Gefährdung der öffentlichen Ordnung weniger von String-Tangas denn von Kopftüchern ausgehe. Robert Redeker hatte den Mut, den Propheten Mohammed als einen 'Meister des Hasses' zu bezeichnen. Nun lebt er an einem unbekannten Ort - wir wünschen Robert Redeker und seinen Freunden Erfolg und Kraft.

Ja, 'heiße' Kleidung kann durchaus auch ein Indikator für freiheitlichen Lebensstil sein. Und das 'textile Gefängnis Kopftuch' bleibt das Hauptproblem für den gesellschaftlichen Frieden.

Gleichwohl bleiben die auch von patriarchalen virtuellen Schweinwelten amerikanischer obszöner Videoclips mit getragenen Lebenswelten Schule und Freizeit ein Problem für die 'Gender'-Entstehung der jungen Europäer, nicht zuletzt hinsichtlich ihrer Annäherung an die orientalische Frauenverachtung des Islams.

Staatlich subventioniert. Die Zivilisation zerlegend. Patriarchalere Frauenbilder transportierend als die Papuas in Neuguinea es tun. In deinem benachbarten Jugendzentrum, sei es städtisch oder kirchlich.

Es ist eine Ironie der Geschichte, dass Europa die scharia-gemäße Frauenverachtung der Morgenländer gerade in einer Gegenwartskultur der okzidentalen Frauenverachtung, der Pornographisierung empfängt. Ohnehin bereits geschwächt und geblendet durch die seitens der Pädagogik wie Sozialpädagogik auffällig begeistert rezipierten drei Theorien 'radikaler Konstruktivismus' ("das bildest du dir ein - aber wenn du das so sehen willst"), 'appreciative inquiry' ("ich bin lieb und du bist lieb, war ein nettes Gespräch") und 'klientenzentrierte Haltung' ("jaja, mach doch, was du willst").

Mit diesen drei Theorien haben sich die ehemaligen Linken, die durchaus einmal für wie gegen etwas angetreten sind, erfolgreich-unschuldig außer Gefecht gesetzt.

Selbstentmachtete Intellektuelle, Europa sozusagen ohne Abwehrkräfte. Da bietet sich der 'exotische und soziale' Islamismus doch als Lösung aller (ohnehin unsererseits so gerne geleugneten) Probleme geradezu an?

-Jacques Auvergne-



Achter Themenkreis
Anything goes. Alte 68er

Weshalb sind sie unfähig, die alten Achtundsechziger und ihre desorientierten akademischen Zöglinge in Pädagogik und so genannter Migrationsforschung, weshalb sind sie dazu unfähig, dem frauenfeindlichen (wie auch männerfeindlichen), anti-emanzipatorischen und totalitären Kopftuch zu widersprechen oder auch nur dieses ''Prinzip Kopftuch'', das heißt die quasirassistische Teilung der einen Menschheit in 'Reine contra Unreine' (sehr vergleichbar dem innergesellschaftlichen indischen Gegensatz 'Brahmanen versus Parias') zu benennen oder auch nur als Problem zu erkennen?

Da wäre zunächst einmal 'Hitlers langer Schatten', obschon dieser ja in Frankreich, den Niederlanden, Skandinanvien oder Großbritannien ja gerade nicht Schuldgefühle erwecken kann. Deutschland ist trotz des nationalsozialistischen Zivilisationsbruches offensichtlich ganz gut in das Gutmenschentum der anderen westeuropäischen Staaten integriert.

'Hitler' könnte jedoch zusätzlich für die Deutschen zu einer Denkblockade an einer jeden Ausländerkritik geführt haben nach dem Motto: ''für meinen aus heutiger Sicht bösen Opa war der Fremde immer der Böse, für mich Guten möge der Fremde darum stets der Gute sein.''Die um 1970 berechtigterweise als so wichtig empfundene Totalitarismuskritik konnte sich innerhalb von einem Jahrzehnt unbemerkt zu so etwas wie einem verbindenden Element der Lähmung wandeln.

Andererseits sind die Siebziger ihrem eigenen Anspruch des 'Infragestellens aller Autoritäten' ja gar nicht erst gerecht geworden, sonst hätte man nicht derart, vielleicht eher blind denn schamlos, die Gräuel unter Stalin oder Mao verschweigen können. Auch zu einer Kritik an der Brutalität der 'real existierenden Scharia' war die 'revolutionäre Linke' nicht in der Lage. Die wenigen warnenden Stimmen wie die von Alice Schwarzer ("Die Gotteskrieger und die falsche Toleranz") blieben ungehört in einer Linken, die sich anschickte, den 'Marsch durch die Institutionen' anzutreten.

Bis 2000 oder 2007 saßen die jener 'als-ob-Revolte' entschlüpften machtgeilen Gutmenschen als Pädagoge oder Hochschullehrer und nicht selten für Integration zuständig an den 'Hebeln der Macht.'

Als könne es Werteverlust nur bei der politischen Rechten geben. "Wer hat uns verraten - Sozialdemokraten." Die Pflege der offenen Gesellschaft wurde zur als-ob-Veranstaltung. Nach unserem Revolutiönchen tun wir halt mal so, als ob wir was täten.

Dabei hatte alles si vielversprechend angefangen. Auf der Grundlage

>>>links-sozialer wie utopisch-alternativer

Ansprüche blühte in den Siebziger Jahren in den USA wie in nahezu ganz Westeuropa eine von Universitätsstädten ausgehende und trotz aller Borniertheit (oder subkulturell gar prinzipiellen Destruktivität) für lange Zeit der offenen Gesellschaft Nutzen bringende Bewegung, die in den drei Dimensionen oder Akzenten

>>>Pazifismus
>>>Feminismus
>>>Ökologie

dafür antrat, Arbeitswelt, Erziehungsstile und Sozialisation, Medienkultur, Pädagogik wie Rechtssprechung kritisch und kreativ neu zu gestalten.

In Einigem versagte sie bravourös, wie wir Islamkritiker heute erkennen, sie war beispielsweise so 'pazifistisch', dass sie die Militanz des politischen Islam, wie sie spätestens mit 'Iran 1979' jedem hätte sichtbar sein müssen sich nicht zu durchdenken oder auch nur zu diskutieren in der Lage sah. Sie war so 'feministisch', dass sie die jahrhundertelange Versklavung der Frau im Islam multikulturell totschwieg. Löbliche Ausnahmen gab und gibt es auch.

Weil diese intern durchaus in widersprüchliche Lager zerklüftete gesamte Geistesströmung der 68er aber gerade die Integrationspolitik von Großbritannien, Frankreich, BeNeLux und Deutschland bestimmte und immer noch bestimmt, werden Islamkritiker sich mit ihr befassen müssen. Schließlich sitzen jene Anhänger meist grünen oder roten Parteibuchs bis heute an einflussreicher Stelle in Partei, Kultusministerium oder Jugendverband und haben so, mit den Islamisten von Milli Görüs oder Muslimbruderschaft gemeinsam, die derzeitige Deutungshoheit zum Thema Integration. Eine Interpretationsmacht, die es islamkritisch anzugreifen gilt.

Also auf in die Siebziger.

Kritik an der Kolonialzeit (Commonwealth; Algerien) stiftete den Siebzigern geschichtsbezogen Identität, in Westdeutschland bemühte man sich um anti-faschistische Totalitarismuskritik ('Aufarbeitung' der nationalsozialistischen Vergangenheit). Umweltschutz wurde zu schlagkräftigen Kultur (greenpeace; Atomkraftgegner; christlich: 'die Schöpfung bewahren' und 'Mitwelt'-Konzeption). Kritik an der dominanten Rolle der USA bzw. der NATO (Antikriegsbewegung zu 'Vietnam'; Forderung nach Abrüstung angesichts der möglichen irrsinnigen Gefahren eines Atomkriegs ('Kalter Krieg' bei bereits mehrfachem 'overkill'). Sexuelle Emanzipation war Thema, dazu gehörte etwa das Möglichmachen des Sich-Erarbeitens von lesbischen/schwulen bzw. bisexuellen Identitäten, die gesellschaftliche Enttabuisierung von Scheidungen, das Ansprechen wie Bearbeiten von sexualisierter Gewalt / Kindesmissbrauch. Religiös-spirituelle Sinnsuche (Buddhismus bzw. Zen; Hare Krsna; Baghwan; Ökospiritualität und Indianisches; neue christliche liturgische Formen) bewegte Teile dieser alternativen Szenen und Netzwerke.

Relativ blind war man jedoch gegenüber den stalinistischen und vor allem maoistischen Gräueln.

Absolut blind waren die Achtundsechziger gegenüber dem Islam und blieben es bis heute. Ob hier noch ein Krümelchen 'Harem' des 18ten oder eine Prise 'geheimnisvoller Orient' des 19ten Jahrhunderts nachwirkte und nachwirkt?

Den türkischen Armeniervölkermord oder auch nur die Genitalverstümmelung an afrikanischen Mädchen anzuprangern, dazu sahen sich die angeblich so emanzipatorischen Siebziger und sogar Achtziger Jahre nicht im Stande. Waren sie zu feige? Waren sie zu träge, zu gelangweilt? Hatten sie Angst um ihren Job als Professorin oder Professor an einer 'Fachhochschule für Sozialpädagogik'? Jedenfalls wurden couragierte Menschen wie Tilman Zülch (Gesellschaft für bedrohte Völker), Alice Schwarzer (EMMA) oder 'terre des femmes' vom der angeblichen Linken im doppelten Sinne links liegen gelassen.

Gegen erste Islamkritiker wurde (und wird bis heute) der Vorwurf des Eurozentrismus oder gar Faschismus erhoben ausgerechnet seitens derjenigen alten Achtundsechziger, die den 'Marsch durch die Institutionen' hinauf an die Spitze von Partei, Jugendamt, Schule oder Kirche am erfolgreichsten geschafft hatten. Die verordnete Fremdenliebe jedenfalls erweist sich heute als ein antiaufklärerisches und demokratiegefährdendes Dogma.

Wir Kritiker jeder Theokratie, sei sie nun evangelikal oder islamistisch, wir müssen uns die pädagogischen und sozialpädagogischen Arbeitsfelder und Lebenswelten zurückerobern im Geist der Väter des Grundgesetzes, im Geist der Trennung von Staat und Religion, im Geist des Bewusstseins 'citoyen & citoyenne', Bürger oder Bürgerin einer friedlichen, offenen Gesellschaft zu sein.

Deutschlands Jugendarbeit etwa gilt es gegenüber dem Islamismus zu immunisieren, gerade auch im Sinne der muslimisch geprägten Kinder und Jugendlichen Europas selbst, die von der derzeitigen Pädagogik den demokratiefeindlichsten Islamisten schon fast zugetrieben werden.

Es ist anzunehmen, dass offene Kopftuchkritik das erfolgreiche Studium der Pädagogik oder Sozialpädagogik mancherorts bereits unmöglich macht, zumindestens aber sehr erschwert. Mit dem schrecklich seichten Soziologen Beck gesprochen ließe sich dieses vielleicht unter 'Risikogesellschaft' subsummieren, was aber auch nur bedeuten würde, wieder bei der wilhelminischen Kultur des Buckelns und Kriechens angekommen zu sein, bei dem einst von Heinrich Mann kritisierten 'Untertan'.

Höflich formuliert setzt die in den Siebzigern geprägte, mit den Worten eines Günther Lachmann 'tödlich tolerant' zu nennende 'offene Jugendarbeit' den hart agitierenden Islamisten in unseren Städten keinen Widerstand entgegen. Nur wenig überzeichnend ließe sich feststellen: Europas 'offene Jugendarbeit' arbeitet der dem Extrem-Patriarchat, dem Islamismus und der Scharia zu.

Warum lässt Deutschlands Pädagogik und Jugendverbandsarbeit emanzipiert-kritische Muslime wie Rushdie, Tibi, Ates, Kelek und Cileli derartig im Stich? Warum fällt es Europas in Lehramt, Erziehungsberuf oder Sozialarbeit Tätigen so schwer, 'repressive Strukturen' in Marokko oder Indonesien anzuprangern? Finden unsere alten Achtundsechziger denn keine 'patriarchale Gewalt' in Pakistan oder Ägypten, keinen Völkermord in der Türkei, keine Entführungen und Morde an Nichtmuslimen in Nigeria, keine Todesfatwen gegen Dichter seitens auch in Europa viel beachteter oder gar wohnender muslimischer Hassprediger?

Womöglich wurde die in den Siebziger Jahren sich selbst verordnete Fremdenliebe der jetzigen 'Migrations-Fachleute' so sehr zum quasikatholischen Dogma, dass sie ihnen sogar nahöstliche und nordafrikanische Menschenrechtsverletzungen wie die Verfolgung oder gar Ermordung von islamkritischen Intellektuellen als exotische Romantik erscheinen lässt.

Ein 'unproblematischer' Einstieg in die Islamophilie war den in den Siebzigern Geprägten sicherlich auch durch die krampfig-verbogene Kaputt-Ästhetik ('es muss hässlich sein, damit es schön ist) möglich, mithin durch ein Symbol-Attackieren, das mit der Sprengnung der Buddha-Statuen durch die Taliban durchaus Ähnlichkeit hat: das alte muss vernichtet werden. Ein Angriff auf die Erinnerung fand statt, durchaus berechtigt von der Rechten als 'Nationalmasochismus' beschrieben. Mit dem Vorteil dass man, ähnlich wie die DDR es tat, noch nicht einmal für die jüngste deutsche Vergangenheit Verantwortung zu übernehmen brauchte.

Die Linke in Pädagogik und Bildung konnte sich dem grenzenlosen Partyspaß zuwenden. Letztlich sägten sich die Achtundsechziger den sprichwörtlichen Ast, auf dem sie saßen, selbst ab, da, wohl kaum noch als schmerzlich gespürt, selbst jedes emanzipatorisch-linken Profil der Lächerlichkeit preis gegeben wurde. Frei nach Göbbels: 'Wollt ihr den totalen Nihilusmus?' (gegenüber den Islamisten kuscht man heute am besten aber doch, ursprünglich sicherlich um den Konservativen eins auszuwischen, heute aus Angst um Job und Status).

Die alten 68er und ihre nahezu bis zur Selbstaufgabe nihilistischen Sprösslinge geben nun in Pädagogik und Bildung den Ton an. Doch sie haben in ihrer fragwürdigen Arbeit hin zur 'geisterhaften Wirklichkeitsverdünnung' (Schwanitz) so Einiges verwechselt, unsere alten Linken: denn Kasbah-Hodscha ist nicht Viertelsozialarbeiter, denn Taliban-Kindersoldatentum ist nicht Abenteuerspielplatz und Koranschule ist nicht Selbsterfahrungsseminar. Denn die somalische Großfamilie ist keine Kommune und die sudanesische Mädchenbeschneiderin oder der auch türkische Jungenbeschneider sind mitnichten wissenschaftlich denkende Kinder-Urologen. Arrangierte Ehe oder gar Cousinen-Ehe ist nicht freie Liebe. Und Irans Tschador oder Afghanistans Burka sind nicht Kimono, Sari oder Hippie-Seidentüchlein.

Sind demnächst Zwangsheirat, Auspeitschung und Polygamie in Europa (endgültig) konsequenzlos durchführbar?

Auch eine Art von Rassismus kann es sein, 'den Fremden' so geheimnisvoll 'anders' sein zu lassen, den Muslimen Sonderrechte zu bewilligen. Die muslimischen Demokratinnen und Demokraten, die es ja schließlich auch gibt, würden wir Europäer so endgültig mit einsperren helfen in das Gefängnis des bronzezeitlich geprägten Clans oder in den Kerker der politreligiösen Community. Aus beiderlei Fesseln sind die Begabtesten und Gebildetsten unter ihnen nicht selten zu uns geflohen.

Islam ist noch für viel zu Wenige das, was Religion in einer Demokratie dem emanzipierten Menschen allein sein darf: persönliche Spiritualität ... und ein 'Etwas' an Subkultur. 'Wieviel' dieses Etwas sein darf, wieviel (und welche) religiöse Gemeinschaftskultur eine Demokratie verträgt, darüber beginnen die offenen Gesellschaften seit dem 11. September 2001 zu diskutieren.

Eines ist klar geworden, was die alten Achtundsechziger nicht sehen wollten oder konnten: Toleranz muss etwas anderes sein als Beliebigkeit.

Der Islam der Gegenwart, ihr Altachtundsechziger, er ist keine demokratiefähige Religion. Islam heute, das ist ein sexualpolitisches Kartell. Territorial dominant. Territorial gefräßig. Deine Weltwahrnehmung vernebelnd, dein Erkennen zerkrümelnd, dein Lernen verhindernd.

-Jacques Auvergne-






Siebter Themenkreis
Antisemitismus

Der frisch gebackene Prophet Mohammed also gab die Gebetsrichtung vor: nach Jerusalem. Denn nicht nach Mekka war im frühesten Islam zu beten sondern eben nach Jerusalem. Erst nachdem es ihm nicht gelungen war, die doch offensichtlich ungeheuerlich uneinsichtigen Juden davon zu überzeugen, sich der 'einzig wahren Religion' einzuordnen orientierte sich der erboste Gründer einer zukünftigen Weltreligion hinsichtlich der Gebetsrichtung um: auf Mekka.

Seit ein paar Jahren gab es vier Religionen um 'Medina' (vormals Yathrib) und Mekka. Neben den traditionellen polytheistischen Arabern und den 'wahren Gläubigen', den arabischen Muslimen, gab es da noch die Juden und die Christen. Mit den Christen gemeinsam wurden die Juden als 'Ahl al-Dhimma', als Schutzbefohlene zur religiös definierten Sklavenschicht im Herrschaftsgebiet der von nun an herrschenden Kaste Islam.

Die Dhimmis mussten Jizya, Schutzsteuer zahlen, die im Betrag höher war als die Zakhat-Almosen der Muslime. Polytheisten wurden umgebracht oder zwangsislamisiert, wohl nur selten wurden sie mit guten Argumenten überzeugt. Bemerkenswert rasch gab es keine arabischen Polytheisten mehr.

Blieben also noch drei Religionen auf der arabischen Halbinsel übrig: der herrschende Islam und die beiden geringerwertigen Dhimmi-Religionen. Mit der 'Dhimmitude' ging eine permanente ökonomische Ausplünderung der Unterschicht einher, welche die so genannte 'Ausbreitung des Islam' mit finanzierte und die das Dhimmi-Sein, das heißt das Christ-Sein oder Jude-Sein, recht unattraktiv machte. Christ- oder Jude-Sein wurde zum wirtschaftlichen Standortnachteil.

Dazu kam, dass zwar der Muslim-Mann eine Dhimmi-Frau heiraten durfte, deren Kinder und Kindeskinder dann zwangsweise und für alle Zeit Muslime waren, ein Dhimmi-Mann aber keine Muslima heiraten durfte. Das ist im Prinzip bis heute der Fall und bestimmt mittlerweile das Leben unserer westeuropäischen Schulhöfe, Jugendzentren, Bürgersteige und Innenstädte.

Und hören wir auf die 'blumige Poesie' derCharta der radikalislamistischen Hamas:

"Die Stunde des Gerichts wird nicht kommen,bevor Muslime nicht Juden bekämpfen und töten,sodass sich die Juden hinter Bäumen und Steinen versteckenund jeder Baum und Stein wird sagen:oh Muslim, oh Diener Allahs,ein Jude ist hinter mir,komm und töte ihn."

Ein zweites Beispiel stammt vom 'frommen' Herrn Yussuf Islam, ehedem bekannt als Schlagersänger Cat Stevens:

"Die Juden haben weder Respekt vor Gott noch vor seiner Schöpfung."

Die prekäre kulturelle Moderne verschweigt solche Sätze verschämt. Damit jedoch arbeitet sie den Islamisten in die Hände, die, wie Prof. Bassam Tibi in 'Der Islam und Deutschland. Muslime in Deutschland' schreibt, jede 'multikulturelle Toleranz' ausnutzen, um der Theokratie, um der antidemokratischen Politreligion an die Macht zu verhelfen. Jean-Francois Revel nennt solcherart falsch verstandene Toleranz 'sich selbst zerstörende Demokratie', democracy against itself.'

Nationalsozialistischer und islamistischer Antisemitismus, Judenhass 1937 und Judenhass 2007 werden manchem Europäern zur irritierenden Wiederholung, indessen die Bevölkerungsmehrheit sicherheitshalber nach der sprichwörtlichen Politik des Straußenvogels vorgeht und die rechtsextremen Antisemiten in den geistigen Vätern der Muslimbrüder wie al-Banna, Qutb und Maudoodi unerwartet judenhassende Freunde finden.

Der nationalsozialistische Antisemitismus wird im Europa nach nach 1945 (noch) mehrheitlich verurteilt, wenigstens bis auf die Straßenzüge oder Stadtviertel mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit. Warum ist die europäische Bildungs- und Erziehungslandschaft nicht in der Lage, den kulturell und religiös im Islam seit Generationen verankerten und heute in arabischen Zeitungskarikaturen und Hetzreden, die dem nazistischen 'Stürmer' in nichts nachstehen, nahezu täglich verbreiteten Antisemitismus zu verurteilen?

Verhinderter Antisemitismus ist einer der wichtigsten Indikatoren von funktionierender Demokratie.

Eine staatsbürgerliche Erziehung wurde von der staatlich subventionierten Jugendpflege und Jugendarbeit seit 1970 wohl im Zeichen des 'anything goes' fahrlässig und zugleich bewusst unterlassen. Was für eine 'Kultur' haben wir da eigentlich finanziell beispielsweise mit der 'offenen Jugendarbeit' aufwändig gefördert? Jugendzentren, die heute nicht selten von islamistisch und offen antisemitisch orientierten Banden halbwüchsiger Türken oder Marokkaner dominiert sind. Heute konnen wohl noch nicht einmal die in den Jugendverbänden Engagierten das Thema islamischer Antisemitismus ansprechen, wenn sie es denn sehen würden.




Sechster Themenkreis
Von der Politreligion Islam zum muslimischen Terror

Sie haben es wieder getan. Gestern. Sommer 2007. Zwei muslimische Briten gestalteten ihre Freizeit an diesem Wochenende in einer aus ihrer Sicht fraglos gottgefällig-sozialen Weise, indem einer von ihnen sich als lebende Bombe einen Sprengstoffgürtel umlegte, beide sich in einen Geländewagen setzten und brachial in das Foyer des um diese Zeit sehr belebten Flughafens der schottischen Stadt Glasgow rammten. Ihr Ziel war es, mit einer Bombenexplosion möglichst viele Reisende zu töten und möglichst viele weitere zu verletzen. Ihr Ziel war es auch, die offene britische Gesellschaft dahingehend einzuschüchtern, solche frevlerischen Dinge doch künftig zu unterlassen wie den emanzipatorischen Schriftsteller Salman Rushdie mit einem Ritterschlag, (nun 'Sir Rushdie') zu ehren. Das islamische, lebensmüde Wochenendprojekt misslang. Der eine Moslem zündete sich sofort an und liegt nun mit schwersten Verletzungen im Krankenhaus von uns 'Ungläubigen'. Der andere muslimische Brite konnte verhaftet werden und lebt vorläufig im Gefängnis.

Zunächst sollte, die Muslime unter den Lesern selbstverständlich mit eingeschlossen, unser aller Dank der guten Arbeit der Polizei und, wie auch im Fall des erst vor drei Tagen verhinderten doppelten Autobombenattentates in London, auch den aufmerksamen britischen Bürgern gelten.

Vor drei Tagen nämlich wurden in der Londoner Innenstadt, am Trafalgar Square und im Nachtclubviertel, zwei bis auf den letzten Kubikzentimeter mit Benzinkanistern und Nagelpaketen voll gestopfte Kraftfahrzeuge geparkt. Mindestens eines der als Zünder dieser Autobomben eingeplanten Mobiltelefone wurde zwei Mal angerufen. Aus bislang noch ungeklärter Ursache kam es nicht zur Explosion.

'Glasgow & London 2007' wurde von einer Gruppe von bis zu drei muslimischen Ärzten begangen, wie sich in diesen Stunden herauszustellen beginnt. Islamisches Patientenwohl?

Ein zu diesem terroristischen Vorkommnis von der BBC interviewter britischer Muslimvertreter zeigte Interesse und Empathie - für die Täter: "die sich frustriert fühlen über die viele Ungerechtigkeit in der Welt, etwa im Irak." Derart also macht der Sprecher die Täter zu Opfern, es sei denn, ich sehe das falsch und vermag das 'soziale Mitgefühl' der Terroristen ebenso wenig zu würdigen wie deren 'Gesellschaftskritik' und gottesstaatlichen Idealismus. Für die Beinahe-Opfer tat der Sprecher kein Wort der Aufmerksamkeit kund.

Diese Haltung erinnerte mich an ein Radio-Interview im Sommer 2005. Auch damals wurde ein britischer islamischer Geistlicher nach seiner Meinung zu etwaigen Integrationsdefiziten junger Muslime befragt. Tage vorher, am 7. Juli geschahen die schrecklichen Londoner Terroranschläge auf das Bus- und Straßenbahnsystem mit so vielen Toten. Der 'fromme' islamische Mann also beklagte die 'alienation and marginalisation' der Täter und ihres bedauernswerten Umfeldes. Derart uns implizit mit weiteren Anschlägen drohend, aber ebenso implizit Europa gleich den rettenden Ausweg anbietend. Der sanfte Friedensstifter: weniger Fremd-Machen (alienated, entfremdet) und weniger Klein-Machen (marginalisieren) seitens der Mehrheitsgesellschaft gegenüber dem radikalen Islam - "und ihr Europäer bekommt, inch' Allah, weniger Bombenattentate."

Aha, wir haben sie 'fremd' gemacht. Soso, wir halten sie 'klein'. Daher also die Bomben.

Der Terror wird in dieser perversen Logik zur 'reinen Notwehr' gegen die 'wahren Aggressoren', die europäischen Demokratien nämlich, welche frevlerisch das edle Kalifat verschmähen.Ich weiß bis heute nicht, ob die nur halbwegs radikalen Moslems solches wirklich glauben - oder aber nur wiedergeben nach dem Motto "Wollen wir doch mal sehen, ob die Dhimmis kuschen - einmal ausprobieren, ob wir Muslime mehr Privilegien, Sonderrechte bekommen, mehr Macht."

Ein junger, aus Nordafrika stammender Salafist sagte mir 2004: "Die Juden haben euch Europäer mit Kapitalismus und Pornographie kaputt gemacht, jetzt wollen sie uns Muslime auch kaputt machen." Er beschaffte sich in jenen Wochen einen graues, fußlanges Gewand und ließ sich in der Folgezeit einen knapp halbmeterlangen Bart wachsen. Damals drückte er mir frommfiebrig Broschüren der IGD und der Jugendorganisation WAMY in die Hand, in letzteren explizit jede Demokratie als Menschenwerk verspottet wurde. WAMY-Texte einer sicherlich genau beabsichtigen Wortwahl, die jede Menschenordnung implizit als Gotteslästerung darstellt, denn "nur der Islam" sei "die Ordnung Gottes zum Zusammenleben der Menschen." Aller Menschen, das versteht sich. Man sah den jungen Mann noch einmal, wie er beim dynamischen Versuch auf sein Fahrrad aufzusteigen ob des frommen Gewandes beinahe auf der anderen Seite wieder herunterfiel. Naja, muslimisches Gewand-Radeln üben wir noch.

Der Erwähnung wert scheint mir der evangelische Pfarrer, welcher im Herbst 2006 im Gottesdienst verständnisvolle Worte mit ausdrücklichem Bezug auf die in jenen Tagen aktuellen weltweiten islamischen Krawalle, eine (wohl aufwändig inszenierte) Reaktion auf Papst Benedikt VXI Regensburger Rede fand. "Wir Christen", so der Pfarrer, hätten "jahrhundertelang große Schuld auf uns geladen", etwa "bei der Reconquista Spaniens" und bei den "Kämpfen um Konstantinopel." An der klugen, weisen Rede des Papstes fand er leider keinen Wohlgefallen. Für die militanten Krawallmacher hat er Verständnis: 'Reconquista' und 'Konstantinopel'. Nanu? Ist mir entgangen, dass die Bewohner der Iberischen Halbinsel die Mauren freudig, vielleicht als Entwicklungshelfer ins Land gebeten haben?

Andererseits hat der evangelische Geistliche doch irgendwie Recht: es war mehr als unhöflich von den byzantinischen Griechen, die vor den Stadtmauern des nachmaligen Istanbul ungeduldig zeltenden Seldschuken 'frustriert' sitzen zu lassen. So 'entfremdet'. Und so 'klein gemacht'.

-Jacques Auvergne-




Fünfter Themenkreis
Islam als Quasi-Rasse

Apostaten, sprich: Aussteiger aus der gottgewollten Religion sind vom frommen Muslim zu töten. Das sagt sich ganz leicht. Man kann es sich auch ganz gut merken. Doch das ist für die sensiblen Nervchen der alten Achtundsechziger nicht so leicht zu ertragen, leichter schon, Islamkritikerinnen und Islamkritiker als "Rassist!" zu beschimpfen.

Doch die Ummah, die Weltgemeinschaft der Muslime ist als Herrscher-Kaste von dir und mir sozial, militärisch und ökonomisch stets 'über' die Sklaven-Kaste der Dhimmis, der Schutzbefohlenen (im Allgemeinen gelten Juden wie Christen als Dhimmis) zu verorten, ganz tief darunter stehen dann nur noch Tiere, Atheisten und Götzenanbeter (Polytheisten, Animisten).

Nur der Muslim ist normaler Mensch, die anderen sind minderen Wertes. Islam wird somit zur 'Sorte Mensch', zur Quasirasse.

Islam, dieser Friede. Wer die Religion verlässt wird ermordet. Das aber, sowohl der religiöse Anspruch des Apostatenermordens als auch noch die weltweit öfters praktizierte Umsetzung eben dieses Anspruches, das zuzugeben ist dann doch zu schmerzlich für die Seelchen alter deutscher Aktivisten von Kinderladen und Kommune.

Islam, diese Schönheit. Der Mensch ist Moslem, dafür ist er geschaffen, bis auf eben die, die in der Hölle "immerwährend braten". Die in der Hölle "Heißes Wasser trinken, bis ihre Gedärme platzen: wahrlich, es ist dort kein schöner Aufenthalt", wie uns der 'edle' Koran belehrt.

Jesus war Muslim - die Christen sind nur zu doof, das zu verstehen. Abraham war Muslim - die fluchwürdigen Juden lügen bloß, zu behaupten, Abraham sei kein Muslim. Goethe war auch Muslim, will man einem neuerdings in Weimar ansässigen Islamistenverein Glauben schenken.

Auch du, geneigter Leser, auch du bist und bleibst letztlich Muslim, ob du es nun weißt oder nicht. Wenn du aber, europäischer Barbar, endlich Kunde hast von den Segnungen des edlen Korans, dann solltest du mit dem Glaubensbekenntnis deinen durch Allah bereits vor aller Zeit gewollten Eintritt in den Islam einmal öffentlich darstellen. Dann wirst auch du, vorerst jedenfalls und vielleicht, von deinen Brüdern und Schwestern Mitmuslimen nicht totgeschlagen, es sei denn du bist lesbisch bzw. schwul oder du bist religiös abtrünnig oder begehst sonst ein todeswürdiges Verbrechen, das nach der gottgefälligen Scharia die Trennung deines Hauptes mit dem Schwert von deinem Körper als fromme Folge haben sollte. Gerade aber für Frauen haben wir auch die 'Steinigung' im islamojuristischen Programm.

Solcherlei Rechtssprechung und die ihr zu Grunde liegenden manichäischen wie totalitären Maßstäbe erfüllen alle Kriterien des Rassismus, bis eben auf die Chance, des Sich-Unterwerfens unter die Quasirasse Islam, ein vor Angst verlogen lächelndes Betteln um Zugehörigkeit, das dem Dunkelhäutigen gegenüber dem hellhäutigen Rassisten nun einmal wenig einbringen würde. So lässt sich mit Recht sagen: der Islam bildet eine höherwertige, zur Herrschaft bestimmte Kaste (bzw., da polyethnisch: Super-Kaste), eine Superrasse, die ohne die zu Beherrschenden (Polytheisten, Atheisten, Juden, Christen, Homosexuelle und andere Gotteslästerer) in ihrer brutalen Logik nicht auskommen möchte. Muslime geben mehrheitlich vor, ganz unproblematisch in diesem 'globalisierten Gefängnis Islam' leben zu können - sei es aus lebenslang oder generationenlang eingeübter Kriecherei oder sei es aus der nackten Angst davor totgeschlagen zu werden beziehungsweise 'lediglich' ins wirtschaftlich-soziale Abseits zu geraten.

Die für jeden Muslim dank Koran, Hadithen (Aussprüchen, oft dem Propheten zugeschrieben), Sunna (Brauchtum, Lebensgewohnheit) und Scharia (politreligiöser Rechtssprechung) lebenslang und jederzeit 'zugängliche' (politreligiös legitimierte) Kompetenz bzw. Überheblichkeit, ob vom muslimischen Individuum nun (aus-)genutzt oder nicht, sie entspricht einer Menschenverachtung gegenüber Un- oder Andersgläubigen, die für uns Demokraten das Wort 'rassistisch' verdienen sollte.

Nichtmoslems müssen beziehungsweise dürfen belogen (Taqiyya, politreligiöse Lüge) und ausgebeutet (Jizya, Zwangssteuer) werden. Ihnen dürfen bzw. müssen Gewalt und Terror angetan werden. "Sie können doch übertreten, die 'Dhimmis', zum Islam, wir laden sie doch ein sich zu öffnen, dann sind sie vielleicht sicher, inch' Allah."

Europa hat es versäumt, den seit zwei oder drei Generationen millionenfach eingereisten Muslimen das Versprechen abzuverlangen, auf die weltweit gültige Totalität der Scharia, das heißt auf die jahrhundertalte Selbstverständlichkeit quasi-rassistischer Herrschaft zu verzichten.

Jetzt sind die Straßenzüge da, die wir besser als Gegengesellschaft denn als Parallelgesellschaft bezeichnen müssen, islamisch geprägte Häuserblocks oder gar Stadtteile zwischen Paris, London, Stockholm, Rom und Madrid, in denen Ehrenmord an emanzipierten Töchtern und Schwestern als islamisch-sozial oder islamisch-human angesehen wird und in denen Osama bin-Laden der Held der Jungen ist.USA, '9/11', waren das nicht 'deutsche Studenten'? London, '7/7', waren das nicht 'britische Neubürger'?

Ganz schlecht integriert in Europas Werte. Ganz gut integriert in den Islam.

-Jacques Auvergne-




Vierter Themenkreis
Bildung verhindern

Sich ein Bild von der Welt verschaffen (Umweltbildung, politische Bildung) und ein realistisches Verhältnis von den eigenen Stärken und Schwächen entwickeln (Selbst- und Fremdbild einander annähern), das ist Bildung. Die notwendigen schulischen und beruflichen Abschlüsse erlangen, das ist Bildung (berufliche Integration). Die Sprache so gut zu beherrschen, dass man auch anspruchsvollere Texte ohne Hilfe zu verstehen im Stande ist, das gehört zur Bildung eines selbst bestimmten Menschen. Und zuletzt gehört 'lebenslanges Lernen' als ein soziales, kulturelles, emotionales, politisches und berufliches Lernen auch zum Gesamtkomplex Bildung, ein Gefüge, das einen dann nachhaltig zu immunisieren vermag gegenüber den Rattenfängerparolen radikaler Fundamentalismen, seien sie nun politisch oder religiös oder, wie im Fall des derzeitigen Islams stets, politreligiös.

Die Probleme der Bildungsverweigerung, Bildungsvermeidung oder jedenfalls Bildungsresistenz muslimischer Familien sind (aufmerksamen, klugen, ehrlichen, mutigen) europäischen Pädagogen wie Sozialpädagogen bekannt. Lesenswert ist das Buch 'Kopfschüsse' der ehemaligen Lehrerin der berüchtigten Rütli-Hauptschule in Berlin.

Ein drängendes Problem Europas ist die seitens radikaler Islamvereine unterstützte systematische Abmeldung muslimischer Mädchen vom Sportunterricht, namentlich Schwimmunterricht.

Ein Problem ist die Verweigerung der Teilnahme an Sexualkunde, Evolutionskunde, Biologie (es könnte ja ein Schwein im Lehr- und Lerngegenstand vorkommen, schulweise der Grund oder jedenfalls das Alibi, in der Klasse wild zu randalieren). Es kam dann kein Schwein mehr vor im Kapitel 'der Bauernhof'.

Problem sollen an einigen Orten in Belgien und Frankreich, so Udo Ulfkotte in'Heiliger Krieg in Europa', die ersten Ansätze einer 'Muslim-Dhimmi-Apartheid' in Schulkantinen, Schultoiletten und Schulbussen sein. Etliche britische Schulen führen kein Schweinefleisch mehr im Speiseplan der Kantinen, eine Schule tat dieses, das 'helal kochen', siebzehn Jahre lang, ohne die Eltern darüber zu informieren.

Problem ist die Verweigerung des Malens von Bildern: ein recht begabter zwölfjähriger Junge, Sohn des örtlichen Hodschas und Schüler einer nordrhein-westfälischen Realschule etwa "vergaß 2004 zufällig immer" seine Malsachen - elterlich ermuntert durch so etwas wie islamisches Bilderverbot. Der Junge hatte seine Malsachen jedenfalls nie dabei - ohne jede schulische Konsequenz, "weil" die Eltern nicht (nie) zu den Elternsprechtagen kamen.

Problem ist die grundsätzliche Sprachschwäche, die sich auf 'alle mit Deutsch verbundenen' Fächer auswirkt bis hin zu Textaufgaben im Fach Mathematik. Sprachliche Integration wäre damit ein wichtiger Weg, das Entstehen der Parallel- oder Gegengesellschaften weniger stark zu befördern. Solche Sprachintegration findet im Nordrhein-Westfalen des Jahres 2007 real definitiv nicht statt.

Was haben wir davon zu halten, wenn ein Vater, der Import-Bräutigam einer in Deutschland geborenen und im Alter von sechzehn Jahren zwangsweise im türkischen Sommerurlaub verheirateten Ehefrau ist und der die Mehrheit seiner Jahre in der BRD in Justizvollzugsanstalten verbracht hat, wenn dieser Vater also seinen fünfjährigen Sohn mit Wucht ins Gesicht schlägt, falls dieser es wagen sollte, auch nur das Wort 'danke' auf deutsch zu sagen? Es gibt solche muslimischen Familien, in denen die ausschließliche Verwendung der Herkunftssprache mit brutaler Züchtigung durchgesetzt wird. Der Junge also konnte mit einem Sprachschatz von 40 Worten nicht eingeschult werden, wurde um ein Jahr zurückgestellt, indes die Mutter sich halbherzig um Nachhilfe bemühte. Am Balkon die übliche Satellitenschüssel. Fortgesetzt schlägt der Vater den Jungen, wenn dieser mit einer deutschen Nachbarin, seiner Nachhilfelehrerin übrigens, im Treppenhaus auch nur ein Wort spricht. Indische, chinesische, japanische oder südamerikanische Familien, die es ja auch unter den Migranten in Deutschland gibt, erziehen ihre Kinder so niemals, etliche muslimische schon.

Darüber, über die Bildungsverweigerung unserer muslimischen Familien offen zu reden, kommt offensichtlich einem Tabubruch gleich, jedenfalls vertrauen sich mir Pädagogen wie Sozialarbeiter nur noch unter dem Siegel der Verschwiegenheit an.

Islam und 'selbst gewählte Fremdheit', leider ein schier unendliches Thema.

Qualitätskontrollen zur nachhaltigen Integration muslimischer Kinder, Jugendlicher und Erwachsener in die 'offene Gesellschaft' und finden in Deutschland real nicht statt. Längst sinkt das gesamte Sprachniveau in Schulklassen, Schulen und Stadtvierteln bei hohem Anteil von Menschen 'mit Migrationshintergrund', wobei die muslimischen Jugendlichen 'das' Problem sind, gefolgt allerdings von den extrem-patriarchalen Russlanddeutschen und den 'zwanghaft fremden' Roma.

Kunstunterricht: wir Pädagogen wissen, dass Bilderverbot immer auch Vorstellungsverbot heißt, mithin Neugestaltungs- und Denkverbot. Eben darum geht es den 'Salafisten', den radikalreligiösen Rückwärtsgewandten: echte Modernisierung verhindern, das Ausbrechen aus dem 'Gefängnis Familie' verhindern, Emanzipation, das heißt das Einsteigen in ein individuell selbst bestimmtes Leben zu unterdrücken.

Necla Kelek nennt das 'kein Recht auf eine eigene Geschichte haben' - Vater oder Schwiegermutter oder europäisches Ghetto oder Scharia bestimmen dich. Lebenslang. Lebenslänglich.

-Jacques Auvergne-




Dritter Themenkreis
"Blutige Neugeburt im afropazifischen Jägerbund" oder
Jungenbeschneidung bis auf Weiteres Islam-immanent?

Meine als Kind aus Oberschlesien übergesiedelte Nachbarin, ausgebildete Sozialpädagogin, deutscher Pass, hat drei Kinder, drei Söhne, 11, 8 und 6 Jahre, von drei verschiedenen Vätern, einem Kroaten, einem Russlanddeutschen und einem Ägypter. Zu allen drei Männern hat sie und haben die Kinder seit Jahren leider keinen Kontakt. Doch da gibt es die Cousine des Ägypters und die wohnt im Stadtviertel.

Im Sommer 2006 besuchte die verheiratete Ägypterin die allein erziehende Mutter und empfiehlt ihr, zur 'Gesundheit und zum Wohlbefinden des Jüngsten und seines Vaters' die unter Medizinern als Zirkumzision bekannte 'Beschneidung' durchführen zu lassen. Nach zwanzig Besuchen und bei immer heftigerem Drängen der Nachbarin "Ich kann nachts nicht mehr schlafen, wenn ich mir vorstelle, dass der Junge unbeschnitten bleibt", gab die Deutsche auf und suchte einen Kinderarzt auf, nicht ohne ihren kleinsten Sohn 'vorsorglich' mit allerlei sprachlichen Listen auf eine angebliche Überflüssigkeit der Vorhaut aufmerksam zu machen.

Der erzte Arzt lehnte ab, bei Minderjährigen führe er keine Beschneidung durch, die nicht 'medizinisch absolut indiziert' sei. Der zweite Arzt, ein Urologe, führte die Operation auf Krankenkassenkosten durch, medizinisch dürfte sich also eine 'relative' Indikation gefunden haben. Inzwischen hat sie auch ihre anderen beiden Jungen beschneiden lassen können, man staune über ihre Argumentation: "Aus Gerechtigkeit." Der Mythos Phimose funktioniert bei Kinderärzten bzw. Kliniken also wieder und vielleicht fand sich auch ein Hauch von Entzündung an den kindlichen Vorhäuten.

Hier ist der ethnische, nämlich multikulturelle Charakter der Entscheidung 'pro Zirkumzision' einen Blick wert und die Frage, ob gegen das Rechtsgut der körperlichen Unversehrtheit verstoßen wurde.

Objektiv gesagt stoßen zwei Kulturen aufeinander, eine, welche die Jungenbeschneidung als obligatorisch betrachtet mit einer, die sie traditionell nicht kennt.

Es wurde nicht, als Kompromiss wäre das ja immerhin denkbar, ein Ersatzritual vollzogen oder nur die halbe Vorhaut entfernt. Auch folgte man nun gar nicht dem alten europäischen Stil der genitalen Unversehrtheit. Sondern man folgte, vielleicht in einer modischen Orientbegeisterung oder aus Höflichkeit, der islamischen Alltagspraxis des vorläufig in sein Herkunftsland verschwundenen dritten Vaters bzw. dessen Cousine.

Ist es falsch, in dieser hier soeben beschriebenen und eigentlich recht winzigen sozialen Struktur des 'Tradierens einer körperlichen Mutilation' ein Modell zu sehen für die Ausbreitung einer Genitalmutilation (hier ist es unerheblich, ob eine solche an Jungen oder Mädchen durchgeführt wird), etwa in diejenigen Teile Afrikas hinein, die bis vor wenigen Generationen noch überwiegend keine Routinebeschneidung an Jungen kannten?

Vordergrund der zu erforschenden möglichen Attraktivität der Zirkumzision in multireligiösen Partnerschaften, speziell in christlich-islamischen Ehen oder jedenfalls elterlichen Verbindungen ist natürlich die Arbeitsmigration. Ein Stück Globalisierung mithin.

Von den zwei Kulturen, beschneidungsobligatorisch versus beschneidungsindifferent, 'fordert' auch nur die eine; die andere, die der 'alten Europäer', hatte sie schlichtweg übersehen (bis auf ein paar Diskussionen in der frühesten Kirchengeschichte und bis auf masturbationshassende anglophone Ärzte um 1900). Sicher, den Eid des Hippókrates und seine Modernisierungen gibt es, den Grundsatz des Patientenwohls, vielleicht sogar die Fähigkeit zur Kritik gegenüber obskuren archaischen Initiationsritualen wenigstens Minderjährigen gegenüber (Tattoos wie Piercings sind ja unter jungen Erwachsenen seit 1980 sehr in Mode).

Wie kommen Islam und Judentum zur Amputation des Praeputiums?

Bruno Bettelheim (Die symbolischen Wunden. Pubertätsriten und der Neid des Mannes) forschte eingehend zu dem bis heute irritierend tabubehafteten Thema Jungenbeschneidung so vieler afrikanischer und pazifischer Völker. Er kommt zum Schluss, dass die Beschneidung einem etwas kläglichen Versuch der Aneignung der als magisch erlebten weiblichen Geburtskraft seitens der 'neidischen' Männerbünde entspricht. Blut müsse fließen wie bei einer Geburt. Diese blutige Initiation wird zum patriarchalen Gottesdienst.

Solche Neugeburt in die Kriegerkaste hinein würdigt die eigentliche Geburt herab, überkrönt diese jedenfalls hierarchisch, denn nur Männer werden zu Kulturwesen ('Mann wird gemacht'), die Frau bleibt dem Erdhaften (und hierarchisch geringer Wertigen) nahe. Als Seele jedes Patriarchats kommt auch uns Europäern dieser mysogyne Anspruch bekannt vor (Griechen, Römer; Paulus; Vatikan), auch wenn Europa Genitalmutilationen nicht kennt.

Es ist wohl die Exotik der Körpermutilation in einem 'sinnentleert-postmodernen' Alltag der Geheimnislosigkeit, Belanglosigkeit und Beliebigkeit, welche ausgerechnet die nordamerikanische Pop-Ikone Madonna 2006 zu der bislang glücklicherweise nicht umgesetzten Aussage hinreißen ließ: "Ich will meinen kleinen Adoptivsohn aus Malawi gemäß den heiligen Riten der esoterischen hebräischen Kabbalah zirkumzisieren, beschneiden lassen!" Ein paar hundert Menschen protestierten im Internet empört, darunter Hindus, Juden, Atheisten, Christen und sogar Kabbalisten. Der biologische Vater des Knaben ermahnte ebenfalls Adoptivmutter Madonna: "Bei uns in Malawi gibt es keine Jungenbeschneidung, bitte tun sie diese unnötige Operation meinem Sohn nicht an!" Muslime jedoch waren wohl nicht darunter, unter den Protestierenden, und dieses Schweigen sei uns einmal von Interesse.

Denn wohl nur Necla Kelek hatte bislang den Mut, in ihrem 'Die verlorenen Söhne. Plädoyer zur Befreiung des muslimischen Mannes' ihre Glaubensschwestern und -brüder zum sofortigen Abschaffen des traumatisierenden Brauchtums der Routinebeschneidung aufzufordern.

Vorerst sind es weltweit nur wenige Muslimas und Muslime, die Keleks aufgeklärten Vorschlag offen unterstützen, sei es aus Angst vor sozialer Ausgrenzung, aus sexualmagischen Motiven oder aus Furcht vor Allahs vermutetem Missfallen. Jedenfalls verfolgen in Deutschland selbst die bildungsnäheren Menschen unter den türkischstämmigen Migranten die Strategie, zu Necla Keleks Beschneidungskritik feige zu schweigen.

Jungenbeschneidung ist ein Angriff auf die männlichen Genitalien. Die Opfer schweigen meist lebenslang, bagatellisieren die Amputation oder verteidigen sie wütend, durchschauen aber weder Hintergrund noch Ethik, weder Symbolbedeutung noch Konsequenz für die nächsten Jungen- und Männergenerationen. Sie werden ihrerseits wiederum zu Beschneidungsbefürwortern: "hygienisch, modern, 'just world', gottgefällig", eines dieser Attribute oder auch mehrere von ihnen in Kombination.

Wenn aber Routine-Jungenbeschneidung sowohl symbolisch sexualitätszentriert, mithin sexualisiert ist wie auch gewalttätig, dann ist Beschneidung sexueller Missbrauch. Eine alles andere als selbstverständliche Dynamik jedenfalls ist es, dass Hunderte von Millionen Männern welteit die Unversehrtheit ihres Genitales nicht einfordern beziehungsweise vermissen.

Zur Erinnerung: eine halbe Milliarde Inder beschneidet ihre Jungen nicht. Eine halbe Milliarde Chinesen beschneidet ihr Jungen nicht.

In der Theorie jedenfalls ließe sich das so genannten modernen Menschen vorstellen: es es gäbe ein Leben mit wie auch ein Leben ohne Jungenbeschneidung.

Aus gewissen seelischen Gründen, die im Grenzgebiet von Beschneidungs- zu Nichtbeschneidungskulturen bzw. -Subkulturen die jeweilige Vorherrschaft zu erlangen beginnen, 'gewinnt' seit Jahrunderten oft die Mutilation.

Es ist wie beim Kinderspiel Schnick-Schnack-Schnuck. Stein-Schere-Papier-Brunnen: treffen sich zwei Männer, mit dem 'Handlungswissen Beschneidung' der eine Mann (ob Papua oder US-Amerikaner, Jude oder Südkoreaner), mit der 'Lebenswelt Nichtbeschneidung' der andere Mann (Italiener, Finne oder Japaner), es 'gewinnt' der Beschneider.

Analog findet solches auch statt, wenn zwei Frauen einander in unseren Städten prekärer kultureller Moderne einander begegnen, die eine Frau bewertet Beschneidung ästhetisch oder religiös oder hygienisch als irgendwie vorteilhaft, die andere guckt erstaunt weil sie ethnisch aus dem Sauerland stammt oder Albschwäbin ist, schnickschnackschnuck: es 'gewinnt' die Beschneidungsbefürworterin, so ist jedenfalls zu befürchten.

Eine womöglich ja gewünschte körperliche Unversehrtheit des Kindes jedenfalls bleibt auf der Strecke. Ist ja nur ein Junge - sexuelle Missbrauch an Jungen, Mann als Opfer mithin, da sind Denkblockaden.

Jungen weinen nicht. Sieht auch irgendwie besser aus und ist sauberer, der beschnittene Penis. Ist schon besser für dich, kleiner Mann. Ist schon besser so - 'just world'. Der Doktor wird`s schon wissen.Ein Indianer kennt keinen Schmerz. 'Wann ist ein Mann ein Mann' (Grönemeyer)?

Nichts scheint die Tradition der 'sünnet' ändern zu können, niemand verlässt dieses Kartell einer Generation um Generation und Junge für Junge stets aufs Neue zu wiederholenden Szene des blutigen Unterwerfens das Clan- und Männerrecht.

Offiziell im Namen des Islams und das sogar mit einigem Recht: denn wenn auch die Beschneidung nicht im Koran steht, so fordert doch die Sunna, Überlieferung, aller Rechtsschulen die Amputation jener bergend-hüllenden, sozusagen weiblichen sensiblen Hautfalte, die von Natur aus integraler Bestandteil des männlichen Genitales sein und bleiben könnte.

Seelisch-sozial ein an Kastrationsängste rührendes Leiden, blutig und vor den schweigend zuschauenden Zeugen der beispielsweise marokkanischen oder türkischen 'ewigen Großfamilie' aufgeführt - du bist Opfer geworden, darfst dir das aber lebenslang nicht eingestehen geschweige denn darüber klagen.

Ur-Szene individueller patriarchaler Gewalterfahrung , möglicherweise den Beschnittenen ja berechtigend zur Verachtung der unreinen, fürs Höllenfeuer bestimmten sofern unbeschnittenen Männer. Auch eine Art von 'Prinzip Takfir'.

Nordostafrikanische Hirtenstämme dürften einzelnen arabischen Nomadenclans die Beschneidung, zeitlich weit vor Mohammed, einstmals überliefert haben und teilweise kannten wohl manche Subkulturen der alten Ägypter die Jungenbeschneidung. Doch aus der Stammesfehde der Quraish und Sulaim (Mohammed in Mekka und Medina) wurde eine Weltreligion. Und wieder einmal ist der Islam in interreligiösen Vergleich in zwei Quasi-Rassen geteilt, in Beschneider und Nichtbeschneider, in Gläubige und Nichtgläubige.

Islamintern wird mit der Beschneidung, ebenso wie mit dem Kopftuch, die Gender-Apartheid der zwei angeblich einander wesensfremden 'Sorten Mensch', Männer und Frauen konstruiert wie verewigt - psychisch halbierte Menschen (Dinnerstein).

Community-konforme sexuelle Aufträge werden dem Jungen mit der Beschneidung mitgegeben. Zu einem selbst bestimmten Leben, zum Erarbeiten 'eigener Geschichte' (Kelek) wird mit der Zwangsbeschneidung nun leider nicht gerade ermuntert.

Ein Stammesritual der Steinzeit sickert in die prekäre kulturelle Moderne - Routinebeschneidung an Jungen.

-Jacques Auvergne-




Zweiter Themenkreis
Die ehrwürdigen Feen-Kraniche oder
die Achillesf-v-erse des Qur'an

Verse. Dabei geht es, recht unabhängig von Rushdies herrlichem Roman, nur um eine winzige Stelle des Korans, um ganz wenige halbe Sätze.

Eine Stelle innerhalb der 53. Sure "Der Stern", die in üblich unklaren Worten das Verhältnis vom neuen monopolistischen Allah-Gott zu den drei Stadtgöttinnen von Mekka, al-Lat, Manat und al-Uzza beleuchtet, wie der Gelehrte at-Tabari um 900 n. Chr. mitteilte, mithin gute eineinhalb Jahrhunderte nach der Hijra-Flucht. Historisch interessant, zeitgebunden, und allein hier liegt brisanter Zündstoff, denn ein zeitgebunden-weltlicher Kontext in einem Buch ist dann überflüssig, wenn dessen 'Kopie seit aller Zeit im Himmel liegt', wie der Koran sich andeutet.

Die Kaaba war vor Mohammed da. Die drei Göttinnen der Stadt waren da. Andere arabische Siedlungen hatten uralte Götterpärchen oder auch Götterdreiheiten mit einem männlichen Gott (Hubal, wohl auch mal der ein oder andere Allah). Heilige schöne Felsen und heilige alte Akazienbäume waren Sitz dieser Orts- oder Stadtgottheiten, in Mekka war es ein gewisser schwarzer Meteorstein. Animismus, Fetische. Landschaftskult und Mythen. Polytheismus pur.

Welchen Status aber sollten die drei Glücksbringer Mekkas künftig haben, zu denen Mohammed als Kind mit seinen frommen Großeltern immerhin noch gebetet haben dürfte? Und nun, so der frühmittelalterliche at-Tabari und viele andere eben bis zum modernen Autoren Rushdie, nun käme der Verwirrungsversuch des iblis-Teufels ins Spiel. Uns Abendländern eventuell symbolisch vergleichbar mit der 'Verführung des Jesus in der Wüste', einer marginalen und auch nur wenig bekannten Stelle des Neuen Testaments.

Abgesehen von der Sicht der weisen und oft erstaunlich demokratieverträglichen Sufi-Mystiker wird der gesamte Islam hinsichtlich aller erlaubten Auslegung des Korans beherrscht von der islamischen Orthodoxie (al-Azhar/Kairo; Ghom), einer Orthodoxie, die auf die angebliche glasklare Logik, Schönheit und Strenge des Korans allerhöchsten Wert legt. In eben diesen Halbsätzen der 'nötig gewordenen Korrektur' aber hat der Koran einen Punkt der Angreifbarkeit. Damit also wurden die (so genannten satanischen) Verse des zu dem, was sie sind: zur 'Achilles-Ferse des Korans'. Das allein bereits, der 'Fingerabdruck des Teufels' im noch unfertigen Heiligen Buch des Islams könnte die Wut erklären, die seitens islamistisch-radikaler geistiger Brandstifter bis zum Tötungsaufruf gegen den aufgeklärten und kreativen Salman Rushdie reichte.

Wobei die weltweit randalierenden Rushdie-Gegner sicherlich den phantastischen Roman gar nicht erst gelesen hatten und aus Konformitätsdruck oder erhoffter Statussteigerung mit johlten.

Die Fähigkeit vieler Muslime im Vergleich zu derjenigen von Angehörigen der allermeisten anderen Religionen und Kulturen sich als 'bedauernswertes kleines Opfer' zu stilisieren scheint nahezu unbegrenzt. Diese taktisch dosierte Larmoyanz kann auch mal unter Iham (sunnitisch) oder Taqiyya (schi'itisch), gottgefälliger Verstellung verbucht werden, wenn auch die Angst vor sozialer (d.h. zunächst vor allem großfamiliärer) Ausgrenzung im Vordergrund stehen dürfte. Taqiyya heißt: lügen für Allah. Rushdie hätte angeblich alle traurig gemacht, so die Taqiyya.

Hätten die drei weiblichen Gottheiten der polytheistischen Bevölkerung von Mekka in der künftigen 'Politreligion Islam' höchste Halbgöttinnen oder göttliche Feen sein können, ehrwürdige kranichgleiche Engel? Der Teufel habe dem Propheten eben dieses eingeflüstert. Am nächsten Tag jedoch flog der Schwindel des Satans auf und der Engel, später dann zumeist für Gabriel gehalten, stellte den Betrug klar. Arabische Halbinsel, siebtes Jahrhundert.

Knappe eineinhalb Jahrtausende später.

Im Sommer 2007 darf einer nach Deutschland einreisen und auf einem globalisierungskritischen Happening auftreten, der nicht nur den religiöse Mordaufruf gegen Salman Rushdie für angemessen hält, nein, der ihn sogar ausführen würde, hätte er die nur Gelegenheit dazu: Yusuf Islam, vormals Cat Stevens.




Erster Themenkreis
"Sündiges Frauenhaar, hehrer Männerblick" oder:
worum es beim deutschen Lehrerinnenkopftuch geht

Eine türkischstämmige Kölner Publizistin brachte es auf den Punkt, sinngemäß spottete sie: "Habe ich das falsch verstanden - die Frau soll 'ihr Kopftuch' tragen, damit der Mann, der zufällig neben ihr auf der Parkbank zu sitzen kommt nicht sexuell erregt wird durch den Anblick ihrer Haare ... warum soll dann der Mann nicht 'sein Kopftuch' tragen, damit die Frau, die zufällig neben ihm auf der Parkbank zu sitzen kommt, nicht sexuell erregt wird durch den Anblick seiner Haare?"

Aha: Männer dürfen ihn, und wohl auch: Männer müssen ihn haben, den Jägerblick auf der Suche nach dem beunruhigenden Frauenkörper, so zumindest lehrt uns die Hijab- oder Tschador-Logik. Naja: "Das, was verboten ist, das macht uns richtig heiß", so nannten es die wilden siebziger Jahre.Männer dürfen also nach Lustobjekten gucken, Frauen nicht. Der Mann ist auch bitteschön nie Lustobjekt.

Frauen hingegen verführen Männer und bringen 'fitna', Unruhe in die Männergemeinschaft. Mithin mag die Frau wohl selbst bei einer Gruppenvergewaltigung stets die Schuldige sein und bleibt der Mann knabenhaft-engelgleiches, unschuldiges Opfer.

Die Frau jedenfalls, so die Shari'a, sie wird als Ehebrecherin schon mal gesteinigt, der Mann nie - es sei denn, er wäre schwuler Moslem oder wäre aus dem Islam ausgetretener Ex-Moslem.

Männer- und Frauenpsyche seien wesensgemäß verschieden. Um 2000 oder 2007 wird solches leider zum Problem im Hinblick auf den bei Nordamerikanern wie Europäern gerade modernen Biologismus à la Eva Herman oder Pease / Pease.

Wird die Gender-Apartheid des Islam in deutschen Plattenbauten attraktiv, hat die shariakonforme Frauenunterdrückung für haltlose Europäer, gerade auch für deutsche Frauen, Sex-Appeal?

Das Kopftuch signalisiert klar: "Ich bin keinesfalls lesbisch und ein schwuler Sohn wäre mir und Allah ein Gräuel!". Welche alltägliche Gewalt für homosexuelle Angehörige muslimischer Familien zwischen Marokko und Indonesien bei einem solchen Gruppendruck das Resultat sein kann ist auch für uns Europäer vielleicht zu ahnen. Kulturell wie psychisch jedenfalls Vormoderne - und Vordemokratie.

Das Kopftuch als textiles Gefängnis.

Andere Frauen, andere Männer stark belastend, beschuldigend: Kopftuchmobbing.

"Ich mit meinem frommen Kopftuch komm` in den Himmel, vielleicht, du ohne Kopftuch bzw. als Kopftuchgegner kommst eher nicht in den Himmel, inch' Allah!"

Das mobbende Kopftuch.

Der EU-beitrittsverliebte Premier Erdogan lässt seine Töchter im Land der Ungläubigen studieren, damit sie weiterhin ihr Kopftuch tragen können - in der laizistischen Türkei nämlich sind Kopftücher für Schülerinnen wie Studentinnen vor mehreren Jahrzehnten durch Mustafa Kemal genannt Atatürk verboten worden.

Kopftuchträgerinnen werden Qur'an und Shari'a lieben oder zu lieben vorgeben müssen, heiliges Buch und Religionsgesetz, in denen beiden festgeschrieben ist, dass die Aussage einer Frau vor Gericht weniger gilt als die Aussage eines Mannes und dass eine Frau nur einen Bruchteil von dem erben darf was der Mann erbt. Ein klarer Verstoß gegen UN-Menschenrechts-Charta wie deutsches Grundgesetz.

Folglich müssten wir Europäer, deren Rechts- und Selbstverständnis von Renaissance, Aufklärung, Französischer Revolution und Totalitarismuskritik geprägt ist, eigentlich dem Shari'a-Islam als einem Gefängnis der Lernhemmnisse und Denkverbote bewusst entgegen treten.

Für Geschichte leugnende Denkverbote im Islam, dazu gehört das türkische Tabu des Besprechens des Genozides an den kleinasiatischen Armeniern ebenso wie das gesamtislamische Tabu einer jeden Shari'a- oder Korankritik, für diese Denkverbote wird das 'textile Symbol Kopftuch' zeichenhaft ebenso stehen wie für die die zutiefst 'islam-logische' und politisch sehr relevante Forderung nach der Sakraldiktatur, dem Kalifat.

Für Säkularität, das heißt für eine Zweiheit aus Politik und Religion, eine Zweiheit die allein dem Demokraten wie der Demokratie 'Luft zum Atmen' schafft, für sie ist in islamisch bestimmten Gesellschaften derzeit leider kaum mehr als ein erster Ansatz zu sehen.

Für Säkularität steht das Kopftuch nicht - zeitgleich wird es in islamischen Enklaven Europas eifrig beworden oder gar erzwungen.

Bis nach Somalia und Indonesien sind die strengsten Kopftuchformen unter iranisch-revolutionärem oder saudisch-wahhabitischem Einfluss erst in den letzten drei Jahrzehnten in Mode gekommen. Professor Bassam Tibi beschreibt, wie er auf Reisen in Südostasien und Afrika in vielen Gegenden muslimische Frauen ohne Kopftuch traf, mitnichten 'alle Muslimas' also tragen Kopftuch/Niqab/Hijab. Klägerin Fereshta Ludin etwa ist Kind einer nicht Kopftuch tragenden Mutter.

Islamische Renaissance und bronzezeitliche Hinterwäldlerei fusionieren in unseren westeuropäischen Stadtzentren im Umfeld von Muslimbruderschaft, Milli Görüs und Hizb ut-Tahrir. Der Traum vom Kalifat trifft auf die Ehrenmordpraxis, die arabisch-nazistische moderne Muslimbruderschaft trifft auf die archaischen Genitalverstümmelungen an afrikanischen Mädchen (mit der magisch-vormodernen Routinezirkumzision eigentlich auch: an Jungen).

Islami(sti)scher Terror. New York, Bali, Djerba, Madrid, London. Die Terroristen stammten nicht aus den religiösen Kulturen der Shinto, Buddhisten, paganen Indios, Taoisten oder Juden, sie kamen nicht aus Brasilien oder China. Die Terroristen waren Muslime, nicht selten nach Europa eingewanderte Muslime. Diese Täter sind nun nicht gerade als scharfe Kopftuchgegner bekannt geworden.

Das Kopftuch mag wohl auch einmal Ausdruck persönlicher Sinnsuche sein, Zeichen individuellen Glaubenseifers. Doch auch für eine Nähe zur koranisch legitimierten Gewalt gegen die angeblich minderrangigen Nichtmuslime kann das Kopftuch stehen.

Für vehemente Frauenemanzipation indes steht das Kopftuch wohl nie, kaum für die Abkehr von Gewalt in der Erziehung, selten für lautstarken Verzicht auf die religiös gebotene Arroganz 'muslimischer Herrschaftsberechtigter' gegenüber den 'Dhimmis', das heißt den geringer wertigen Andersgläubigen.

Lehrerinnen und Lehrer haben für die absolute Gleichberechtigung von Mann und Frau ein Vorbild zu sein, für die Gleichwertigkeit aller Menschen unabhängig von der Religion oder auch der Nichtreligion. Aus dem derzeitigen Islam aber darf kein Mensch jemals austreten, nie - und dafür steht das Kopftuch.

Wenn es noch eine Möglichkeit gibt, das Lehrerinnenkopftuch aus europäischen und deutschen Klassenzimmern heraus zu halten, dann sollten Bürgerinnen und Bürger, denen Demokratie am Herzen liegt, diese wichtige Chance ergreifen. In diesem Sinne sind gar nicht so wenige muslimische Mitbürgerinnen und Mitbürger unter uns aktiv, zumeist in einiger und berechtigter Sorge vor 'ihren Leuten'.

An der beruflichen Eignung einer Kopftuch tragenden europäischen Hochschullehrerin, Kindergärtnerin, Schöffin oder Richterin hinsichtlich ihrer weltanschaulichen Neutralität habe ich erheblichen Zweifel, wenn es etwa gilt, dass diese ein 'modern gekleidetes' Vergewaltigungsopfer oder einen homosexuellen Menschen oder einen korankritischen Menschen zu bewerten hätte.

Wer den Glauben ans Kopftuch in die Dienstzeit mit hinein nimmt, der wird womöglich den Glauben ans Grundgesetz hintanstellen.

Kopftuch ist die Unterscheidung zwischen rein und unrein, zwischen Paradies und Hölle, zwischen 'wir' und 'die Anderen', zwischen fromm und ausplündernswert.

Dieses 'Prinzip Kopftuch' scheidet - ganz in der Tradition des spätantik-persischen Extremdualisten Mani - Licht von Finsternis, Mann von Frau, halal (rein) von haram (unrein), Kopftuch unterscheidet Kalifat (gottgebotene Gesellschaft) von Demokratie (letztere sei anmaßendes Menschenwerk, gotteslästerliche Hybris).

Das Kopftuch ist schwer befrachtet. Die vielen schweren Ketten aus Shari'a (religiös-sakralgesetzliche Körperstrafen wie Auspeitschungen, Amputationen oder Steinigung) und Qur'an (Apostasie-Verbot bei Todesfolge) hängen ebenso daran wie die modernen Islamismen (islamischer Neo-Antisemitismus, Terrorsympathie, Kalifatsbestreben, Anti-Darwinismus und andere Wissenschaftsfeindlichkeit).

Die Theorie und Praxis der ungezählten Abwandlungen eines 'für-ungläubig-erklären' (Takfir), eines 'Prinzip: Takfir' hängt am Kopftuch.

Auch für die uralte Polygamie oder die arrangierte Ehe bzw. Zwangsverheiratung, auch für die türkische Cousinenehe kann es stehen, das Kopftuch.

Kopftuch ist Dualismus: Aufspaltung. Kopftuch ist die neurotische Spaltung der einen Welt in rein contra unrein, Kopftuch ist die Spaltung der einen Menschheit in Gläubige versus Ungläubige. Takfir.

Kopftuch wird zum Prinzip.

-Jacques Auvergne-